Warum harte Methoden mehr zerstören als richten
Ich sehe mir ein Video vom "Meister" zum Thema Hundeausbildung an. Ein Hund mit eventueller Leinen-Aggression hat einen Würger in Form einer Leine um den Hals gespannt.
"Der Meister" geht mit ihm scheinbar entspannt spazieren, doch der folgende Ablauf ist geplant. Ein anderer Hund wird seinen Weg kreuzen. Der Hund wird eventuell sein "Fehlverhalten" zeigen und in die Leine springen.
Daraufhin wird "der Meister" einen kräftigen Leinenruck ausführen, sollte der Hund daraufhin von seinem Vorhaben nicht ablassen, wird er die Leine nach oben ziehen, bis die Vorderpfoten des Hundes in der Luft hängen und die Würgeleine ihrem Ruf nachkommt. Sie würgt den Hund und drückt ihm die Luft immer mehr ab. Der Meister, der sich selbst auch der Hundeflüsterer nennt, sagt, der Hund hätte das verdient, schließlich ist er an der Situation selbst schuld.... Eine These?
In meinem Kopf ergeben sich eine Menge Fragen gleichzeitig: Erstens stimmt das? Ist der Hund an der Situation selbst schuld und wenn ja, hat er dann diese Art der Aufklärung verdient, oder wenn verdient das falsche Wort ist, hilft sie? Zweitens, wurde geprüft, was der Hund wirklich hat? Oder hat ein Hund, der mehr oder weniger keiffend in eine Leine brettert immer automatisch eine Leinen-Aggression und damit Punkt? Oder ist das sowieso egal? Hauptsache es hört irgendwie auf, und der Zweck heiligt die Mittel?
Hundeausbildung braucht Analyse und wertefreies zuordnen.
Legt man für einen Moment den Fokus nicht auf die "Trainingseinheit" vom Hundeflüsterer oder den Umgang mit der Sache (eventuelle Leinen-Aggression) muss man sich, egal was man tut, die Frage stellen: Was lernt der Hund wirklich?
Ein Hund, der an einer Leine hergerissen wird, sobald er in Aktion tritt, der dann wenige Sekunden später den Boden unter den Füßen verliert und gewürgt wird, kann zu dem Schluss gelangen, dass er beim nächsten Mal nicht mehr knurrt, um dann in die Leine zu brettern, um seinen Unwillen anzukündigen. Er könnte abwarten bis sein Objekt der Begierde nah genug ist, um dann zuzupacken. Kein langes Zenoba mehr - gleich packen und beißen. Er könnte aber auch beim nächsten Anblick einer für ihn heiklen Situation sich umdrehen und den Halter der Leine bedrohen.... und wenn es das nicht ist, könnte er fliehen wollen, was er angesichts der Leine nicht kann. Einen Hund in einer Lernsituation in eine eventuelle Todesangst zu bringen (der Hund wird gewürgt und die Füße haben keinen Halt mehr) als Lösung für ein Problem scheint keine gute Alternative zu sein.
Denn selbst wenn man keine Lösung für das Problem hat, weiß man:
Ein Hund lernt:
- Ortsabhängig
- Personenbezogen
- Im Kontext
- Im Timing
- Objektbezogen
- Verhaltensbezogen
Das bedeutet im obrigen Fall, zieht der "Meister" den Hund in dem Moment, in dem dieser zu knurren beginnt (er sieht den Auslöser, der das unerwünschte Verhalten einleitet) mit der Leine nach oben, ist er zwar im Timing, aber er bringt den Hund:
- in eine neue Lage, die für den Hund nicht mehr zu kontrollieren ist, d.h. der Hund ist nicht mehr aufnahmefähig zu verstehen um was es geht - schließlich wird er sich gleich in Todesangst befinden. In Todesanst ist lernen nicht mehr möglich, das Gehirn des Hundes wird andere Maßnahmen einleiten, um zu überleben.
- Zudem lernt der Hund gerade personenbezogen. Der Meister muß den Hund entweder adpotieren, weil das "neue" Verhalten mit ihm etabliert ist, oder er muß dem Besitzer des Hundes den Leinen-Würger als Ausbildungsmethode verkaufen, sodass der Besitzer dies zukünftig auch auf seinen Hund anwenden kann, sollte der wieder mal in die Leine pretschen.
- Was der Meister hier macht ist alle Lerntheorien, die es um den Hund gibt über den Haufen zu werfen um eine einzige zu aktivieren: den Überlebenstrieb. Deshalb muß die Strafe des Meisters gleich beim ersten Mal hart genug sein, dass der Hund denkt er stirbt, möchte der Meister für seinen Kunden ein sichtbares Ergebnis erreichen.
Ob die Vorgehensweise des "Meisters" übertrieben ist für einen Hund der lediglich eine Leinenaggression hinlegt, muss sich jeder selbst beantworten oder auch im Training: Was ist die schlimmste Strafe für nicht "Bei-Fuss-Gehen oder fürs Einspringen oder fürs Dummy-nicht-zurückbringen? Warum macht der Hund das und helfen Leinenrucke mit der Moxonleine das Fussgehen für immer zu verbessern? Ich glaube du kennst die Antworten darauf. ?
Harte Ausbildung bedeutet: Schmerzen zufügen, die in keinem Verhältnis zur Sache stehen
Die Frage stellt sich also nicht nur nach der Methode, sondern auch nach dem: Was ist das Ziel bzw. wie soll das Ergebnis aussehen? Was soll ein Hund, der keiffend in eine Leine brettert zukünftig anstelle davon machen? Dabei geht es hier nicht um "man-muss-immer-nett-mit-seinem-Hund-umgehen" Methode sondern um die Frage - was braucht es für diesen Fall, in diesem Moment um den besten und schnellsten Erfolg zu bekommen. Erfolg meint, man weiß in der Hundeausbildung welches - vielleicht - erstes Ziel man gerade vor Augen hat.
Sandra mit Wildclover's Boss beim Üben
Ein Seminar* zum Thema "... mehr als beissen können sie nicht." Hundeausbildung auf höchstem Niveau
Ich sitze im Halbkreis mit mehreren Hundetrainer/innen. Ein Hund ist mit im Raum. Er trägt einen Maulkorb. Wie er da so liegt, frage ich mich, was wohl sein Problem ist? Ich stelle mein Bein auf den Boden, um mir eine angenehmere Sitzposition zu verschaffen, da stürzt der Hund wie von der Tarantel gestochen nach vorne und donnert seinen Maulkorb in mein Knie. Aua. Gut, nun ist mir klar "das ist kein Fake-Maulkorb" der Hund braucht Hilfe. Und ich bin sehr dankbar über den Maulkorb.
Eine andere Szene, gleiches Seminar. Wir bewegen uns ruhig durch den Raum. 10 Hunde mit Maulkorb ebenso. Ich weiß nicht, was passieren wird. Keiner weiß das. Ein Hund in der Größe eines Ponys nimmt Kontakt zu mir auf. Ich freue mich darüber und denke gleichzeitig: hoffentlich geht das gut. Während ich so da stehe und ihn betrachte, möchte ein anderer Hund bei ihm hinten aufsteigen... die Betonung liegt auf möchte. Ich weiche zurück. 20 Minuten wird das eindrucksvolle und lautstarke Getue der beiden andauern. Dann ist die Luft raus.
Jiffy mit Maulkorb. Diesen trägt er auf Spaziergängen nur zu seinem eigenen Schutz.
In diesem Seminar geht es - bevor überhaupt mit dem Training oder der Veränderung eines "Fehlverhaltens" begonnen wird, in die Analyse. Man splittet auf, ob das, was man sieht und glaubt zu wissen, ob das die Ursache ist. Man versucht herzuleiten, wie es dazu kommen konnte, wie lange es bereits andauert und wie alles begonnen hat. Dann wird diskutiert und besprochen, wie der beste Weg für dieses Mensch-Hund Team ist, um beiden zu helfen. Was ist jetzt noch möglich und was wünscht sich der/die Besitzer/in? Redet man hier von Hundeausbildung bezieht man den Besitzer unter Anleitung zu 100% in diese mit ein, denn schließlich wird er auch zukünftig mit dem Hund zusammenleben und ihn führen.
Manch einer wird jetzt sagen: oh Gott alles viel zu psychologisch... und ich sage, sobald man anfängt sich Zeit dafür zu nehmen, beginnt lernen und erfahren und die braucht es, möchte man eines Tages so ein Team in einen entspannten Alltag zurückbringen.
Wildclover's Boss wird nicht geschickt - er versichert sich rück. Kommunikation läuft immer. (c) Foto Corinna Menzel
Diesen Teil bis hier her erwähne ich deshalb, weil sich in vielen Köpfen bereits ein Bild über Hundeausbildung manifestiert hat. Der eine informiert sich über YouTube, der andere kauft Bücher oder geht in großangelegte Samstagabend Shows. Doch die Frage ist: Wie und wo lernt man "Hundeausbildung in richtig"? Vorallem hat es sich manifestiert, wenn es ein Problem gibt den scheinbar schnellen Erfolg über die harte Hundeausbildung zu nehmen und nicht über die Analyse.
Was bedeutet harte Hundeausbildung?
Harte Hundeausbildung ist zorniges und unnötiges Schmerz zufügen welcher Art auch immer. In einem Interview kam die Frage auf, ob man einen Hund Schmerz zufügen dürfte, wenn dieses Mittel schneller zur Lösung führte? Als Beispiel genannt wird hier gerne der jagende Hund. Doch die erste Frage muss lauten: was hat man da für einen Hund? Wie konnte es zu einem unkontrolliertem Jagdverhalten kommen? Und wie sieht die Lösung dazu aus?
Wenn man weiß, was für einen Hund man vor sich hat und wenn man weiß, wieso er sich die "Jagd selbst beibringen" konnte, dann steht doch nicht als Anwort Schmerz zufügen auf der Lösung?! Na ja, vielleicht könnte man dem Besitzer Schmerz zufügen, weil der seine Hausaufgaben in den ersten Monaten vernachlässigt hat... ? Sonst gäbe es das Problem nicht. Aber da fällt mir der Satz eines Jägers wieder ein: Man muss den Hund im ersten Jahr ruhen lassen, um dann in der Ausbildung durchzustarten... Die Wahrheit ist: "Wer seinen Hund im ersten Jahr "ruhen" läßt, wird so viel zu tun haben mit der Beseitigung von ungewolltem Verhalten, weil einen Hund der bereits eine einjährige Ausbildung (er wird sich selbst tolle Dinge beibringen) genossen hat, wird nicht verstehen, warum er sein Verhalten nun verändern sollte?
Ein Beispiel: Wir befinden uns in einem jagdlichen Seminar. Jeder Jäger hat seinen Hund dabei und einer der Hunde ist stark daran interessiert seine Persönlichkeit unter Beweis zu stellen. Warum er das tut, wissen wir nicht. Fakt ist, jedes Mal wenn ein anderer Hund etwas zeigen soll, brettert der Vizslar nach vorne und fletscht die Zähne. Der Seminarleiter schaut sich die Szene zweimal an dann hat er für sich eine Lösung gefunden. Er positioniert sich neben dem Besitzer des Vizslas und fordert einen anderen Teilnmehmer auf mit seinem Hund nach vorne zu kommen. Der Seminarleiter ist sich sicher, dass der Vizslar wieder nach vorne starten wird. Gesagt getan. Der Vizsla startet nach vorne oder besser er will - in diesem Moment greift der Seminarleiter nach dem Hund und prügelt solange auf ihn ein, bis dieser am Boden liegend nicht mehr weiß wohin mit sich. Der Seminarleiter sagt, dass diese Prügel eigentlich der Hundebesitzer verdient hätte, denn er wäre schuld am Verhalten seines Hundes. Mir wird diese Geschichte genau so zugetragen mit dem Satz: "der Hund häte den ganzen Tag nicht einen Mucks mehr gemacht." War die Lösung also richtig und vorallem war sie nachhaltig?
Wieviel mehr hätten die Teilnehmer des Seminares über Hundeausbildung lernen können, wenn der Seminarleiter eine andere Lösung, unter Einbeziehung des Hundebesitzers, gezeigt hätte?
Hundeausbildung mit unkontrollierten, zornigen und wütenden zufügen von Schmerzen entspricht cholerischem Verhalten. Mehr nicht. Überhaupt, der Satz muss lauten: sobald ein Trainer keine andere Idee mehr hat, als dem Hund Schmerz zuzufügen, muss er einen Kollegen konsolltieren, der mehr Erfahrung, Wissen oder vielleicht nur einen anderen Blick auf die Sache hat.
Für jeden Trainer, der schlägt oder schmerzvolle Mittel anwendet, wünscht man sich einen Kunden, der geht.
Aber der Beitrag trägt ja die Überschrift "Warum harte Methoden in der Hundeausbildung mehr zerstören als helfen" und die Antwort liegt auf der Hand: Harte Hundeausbildung macht, was Härte immer macht, es zerstört:
- Vertrauen
- Kommunikation
- Achtsamkeit
- Respekt
- Nähe
Ich glaube, dass größte Problem liegt darin, dass viele keine Alternativen kennen, sobald es eng wird, wenn ein Fehler passiert. Schlagen und Schreien braucht keine besondere Ausbildung, das kennt jeder.
Fallbeispiel eins, beim Welpen.
Der Welpe piesst wieder einmal auf dem Teppich. Mist. Erst gestern hat man ihm erklärt, dass das falsch ist. Man! Wie begriffsstutzig ist so ein Welpe überhaupt? Weil man in Eile ist, gehen einem die Sicherung durch. Man packt den Welpen und drückt ihn in die Pfütze und schreit dabei: nein, nein, nein.... (schon beim Schreiben dieser Sätze fühle ich mich mehr als unwohl) Dabei ist dieser Vorgang noch alltäglich in Deutschland. Anschließend wird der Welpe unsanft ins Körbchen geworfen. Er ist verschreckt und macht sich klein.
Balancieren und apportieren, Welpen fördern macht Spaß, aber es passieren auch Fehler.
Fallbeispiel zwei, der Junghund.
Arco ist fast zwei Jahre alt. Der gerade noch so gut folgende Jungrüde kommt nun beim Abrufen merklich zögerlicher. Manchmal muss Tom ihn sogar zwei, dreimal rufen, eher er sich bequemt in dessen Richtung zu drehen, um von seinem Vorhaben abzulassen. Zuhause ist Arco fordernd. Wie ein vorlautes Kind will er als erstes durch die Türe in den Garten und zum Futter kann es ihm gar nicht schnell genug gehen. Er beginnt gekonnt seinen Körper gegen Tom einzusetzen und wenn er etwas haben möchte, das mit Nachdruck und einer hohen Portion Durchhaltevermögen einzufordern.
Tom erkennt den Wesenswandeln seines Hundes und reagiert mit Härte. Befehle gibt er Arco nur noch im Militärston, kleinste Verstöße werden sofort hart und nachdrücklich geahndet. Es gibt keine Lücke mehr. Nur noch schwarz und weiß. Arco ist verunsichert und reagiert auf Toms Druck mit Gegendruck. Wird die Situation eskalieren?
Fallbeispiel drei, der Hund im Training.
Ein Fehler passiert. Der Hund gibt während eines Trainings einen Laut von sich. Ohne Vorwarnung drischt der Besitzer von oben auf ihn ein. Der Hund weicht zurück, das darf er nicht, also zieht ihn sein Besitzer zurück ins Fuss. Die Situation gleicht einem Pulverfass. Der Tipp vom Trainer, beim nächsten Geräusch den Hund an der Kehle kurz zu drücken und "still" sagen. Im nächsten Moment springt der Hund ein. Das darf er auch nicht. Also wird um den Bauch des Hundes eine Leine gezogen, im härtesten Fall spannt sich diese Leine sogar noch um seine Hoden. Sollte der Hund das nächste mal einspringen, tut er sich richtig weh und noch viel schlimmer man nimmt eine Verletzung des Hundes billigend in Kauf. Lernen kann der Hund aus diesen Umgang nicht.
Keines der drei genannten Beispiele ist fiktiv.
"Bestrafen" ist möglich, aber angemessen.
Das Wort Bestrafen ist heutzutage leider oft falsch besetzt. Redet man von bestrafen, denken viele gleich an schlagen oder Schmerz zufügen. Doch bestrafen kann auch die Vorenthaltung einer Ressource sein. Beim Kind das IPhone, beim Hund die Beute. Ich selbst nenne es nicht bestrafen, sondern sage "Korrektur" dazu, denn das ist was ich tun möchte: ein in meinen Augen Fehlverhalten des Hundes korrigieren. Bestrafen (den Hund korrigieren) ist so viel vielseitiger und brauchbarer, wenn man weiß, welche Formen es gibt und wann man welche Form idealerweise anwendet. Nun kann man darüber diskutieren welchen Schmerz ein vorenthaltenes Handy hat oder eine vorenthaltene Beute beinhaltet. Diese "Schmerz ja-nein" Frage in der Hundeausbildung hat so groteske Formen angenommen, dass viele ihre Hunde gar nicht mehr anlangen trauen. Auf die Frage, ob ich meinem Hund schon einmal weh getan habe, lautet die ehrliche Antwort: ja, da bin ich mir sicher. Wir dürfen uns lösen von den verstörenden schlimmen Bildern aus FB wenn es ums Bestrafen in der Hundeausbildung geht und sollten uns wieder zu einem normalen Verhältnis im Umgang mit dem Hund zurückkehren. Rede ich in diesem Beitrag von Schmerz und bestrafen, meine ich das grundlose und oder sinnlose zufügen von Schmerzen und oder das unangemessene zufügen von Schmerzen (wenn das nicht sogar alles das Selbe ist). Das es Schmerzen in der Hundeerziehung und Ausbildung gibt, dem ist so, glaube ich und zwar auf beider Seiten.
"Ich nenne es nicht bestrafen, sondern eine Korrektur."
Den Hund zu bestrafen und gerne nehme ich dafür ein anderes Wort: Den Hund zu korrigieren, braucht eine gute Basis von Vertrauen und Bindung. Es braucht das richtige Maß und die richtige Konsequenz. Denn das Ziel muss sein, dass der Hund versteht, worum es geht und sein Verhalten ändern kann.
Fast möchte ich sagen: am Bestrafen sieht man, ob man einen erfahrenen Trainer vor sich hat.
Am Bestrafen sieht man, ob man einen erfahrenen Trainer vor sich hat.
Bei allen drei oben genannten Beispielen könnte man den Hund bestrafen. Jedoch muss man wissen wie. Was ist für die Situation angemessen? Was versteht der Hund am besten? Denn "bestrafen" in der Hundeausbildung sollte doch einen Sinn haben: nämlich den, dem Hund schnellstmöglich zu verstehen zu geben, was man nicht haben möchte (was ist falsch) und was man anstelle davon haben will (was ist richtig). Die meisten Hundebesitzer verstehen unter bestrafen, dem Hund Schmerz zuzufügen. Doch dieses Verständnis ist überholt und unnütz. Bestrafen kann das Hinzufügen eines unangenehmen Elementes sein oder das vorenthalten einer gewünschten Sache. Ein unangenehmes Element könnte der Abbruch des Trainings sein oder ins Körbchen schicken. Das Vorentahlten eines Leckerlis ist auch bestrafen.
Ich gehe sogar einen Schritt weiter: Stimmt die Beziehung und die Kommunikation im Team braucht man keine harten Mittel, ein Augenbrauen zucken, eine leichte Körperanhebung der Schulter reicht aus um zu demonstrieren: lass das.
Denke ich an Hundeausbidlung, benutze ich das Wort bestrafen nicht, denn es ist mir in seiner Aussage zu einfach gestrickt. En Vogue ist es zu schreiben, dass man gewaltfrei den Hund erzieht - da stockt mir doch noch einmal der Atem. Gewaltfrei? Gewalt in der Hundeausbildung? Puh, harter Tobak - aber am Ende ist alles eine Sache der Kommunikation und wahrscheinlich ist hier auch schmerzfrei oder straffrei gemeint. Man hantiert mit Wörtern um sich am Markt besser zu etablieren - ich denke aber, dass das die Kunden nur verwirrt.
Wie bestraft man den Welpen aus Beispiel eins? Gar nicht. Wie korrigiert man den Welpen? Der Welpe handelte in seiner besten Option. Was will man da bestrafen? Viel besser ist es gelassen zu bleiben jedoch gleich zu reagieren und raus mit dem Welpen ins Freie und dort mit Kommando "pippi" hoffen, dass er noch einmal strullert und dann loben, loben und nochmals loben... Und glaube mir, ich kenne das, wie oft hat mir ein Welpe schon über die Hand gestrullert weil ich ihn noch während des Piesel-Vorgangs greifen und nach draußen bringen konnte. Draußen habe ich ihn dann gelobt ?. Meine Hand danach gewaschen....
Wie bestraft man Arco den Junghund. Gar nicht. Wie korrigiert man den Junghund? Ruhiges, klares und entspanntes Vorgehen wird die Zeit des Hormonschubes schnell verstreichen lassen. Auf Fordern und Drängen nicht eingehen und ihn gerne auf einen Platz verweisen. Rüppelhaftes Verhalten gerne mit Streicheleinheiten absoften, klare Zeichen senden, was man will und was nicht. Ein Junghund in der Hormonphase weiß das oft selber nicht. Da hilft Druck nicht weiter - Verständnis und eine klare Führung schon.
Wie bestraft man den fiebsenden Hund im Training? Gar nicht. Wie könnte man den Fehler korrigieren? Lautsein und Einspringen sind Fehler, die im Wettkampf zu einer Null führen, aber die aufgeführten Maßnahmen sind trotzdem überzogen und auch falsch. Fiebt der Hund im Training muss man seine Trainingsmethoden hinterfragen und gegebenenfalls umstellen. Das Fallbeispiel zeigt, dass ein Hund, der fiebst und daraufhin hart geschlagen wird, beim nächsten Druck ein neues Ablaßventil suchen wird. In unserem Fall: er springt ein. Nun ist die Situation nicht entspannter geworden, sondern noch schlimmer. Der Kreislauf der Missverständnisse beginnt. Dabei hatte man anfangs nur ein Problem. Am Ende hat man 5 und ein verschobenes Vertrauen zum Hund, weil der sich nicht mehr sicher sein kann, wie die Regel aussieht.
Harte Hundeausbildung hat keine Gemeinsamkeit mit einer persönlichen Hundeausbildung. Dem Hund Grenzen und Regeln zu setzen, steht nicht im Widerspruch zu einem Leckerlie oder zu einem persönlichem Lob. Ich rede hier nicht von Leckerli Vergabe, wenn es eine klare Ansage braucht, aber eine klare Ansage sollte persönlich, klar und zielgerichtet sein. Oder hast du schon einmal deinem Kollegen wenn du dem auf kürzestem Wege sagen wolltest, dass das, was er da gerade macht Schei... ist eine Schokoladentafel hingeworfen? Nein? Eben. Aber sicherlich hast du dich positioniert und versucht schnell zu einer Lösung zu kommen, ohne deinem Kollegen dabei den Stuhl an den Kopf zu werfen.
Das gleiche gilt für deinen Hund und das kann dein Leitfaden sein. Wenn du bei einem Trainer bist, der deinem Hund Schmerzen zufügen möchte, überlege erst, wie du mit deinem Kollegen in so einer Situation umgehen würdest? Würdest du schlagen oder würgen? Oder würdest du erst dich positionieren und dann das Gespräch suchen, um ihm neue Wege zu zeigen. Ich mag es, wenn es sich heldenhaft anfühlt.
Am Ende dieses Beitrages möchte ich das wie noch einmal aufzählen: Wie lernt der Hund dann wird dir sicher noch klarer warum der Leinenruck nicht hilft oder was es sonst noch so gibt für Bestrafungsszenarien in der Dummyarbeit:
Ein Hund (und am Ende auch du) lernt am bestenn wenn er:
- im entspannten Zustand und Umfeld
- kontextbezogen
- das in unterschiedlichen Gelände macht
- über viele richtige Verknüpfungen
- Hilfe bekommt
- spielerisch (wenn das nicht mehr geht, wegen zuviel Erfahrungen dann über Klarheit)
- über Generalisierung
- wenn du dir Zeit nimmst und kleine, klare Schritte machst
- oft und immer wieder wiederholst
- über Belohnung oder Strafe
- wenn du es nicht direkt an der Sache machst, bei dem das Problem besteht, sondern erst einmal etwas Ähnliches ansteuerst
Jemanden schlagen fühlt sich immer arm an - und wir haben in der Welt zu viele, die schlagen und zu wenige Helden. Aber du kannst eine|r sein! Chapeu!
Ich gehe jetzt nach Helden Ausschau halten, mal sehen, ob ich dich treffe... es grüßt dich Claudia von keinkoeter.de
* das grossartige Seminar "mehr als beissen können sie nicht" fand statt bei Nadin Matthews und Dogument statt.

hey, ich bin Claudia von KeinKöter. Ich schreibe Blogartikel, Podcaste und bin auf YouTube, um dir den Start in die Dummyarbeit leichter zu machen.
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