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Wenn der Hund gebissen hat - 5 Regeln beim Hundebiss

| Claudia von KeinKoeter | Darüber will ich reden
Hat dein Hund schon einmal zugebissen oder denkst du kurz vor so einem Vorfall zu stehen? Beißt der eigene Hund hat diese viele Folgen die man ernst nehmen sollte.

Mir ist schlecht. Die heile Welt mit meinem Hund hat sich für einen Moment von mir entfernt, denn: mein Hund hat zugebissen.

Es darf nicht sein, was nicht sein darf.

Gerade in der Retriever-Szene gelten Hunde-Bisse als ein Ding vom anderen Stern. Der Rottweiler beißt und der Terrier ja, aber der Retriever doch nicht. Gut, spricht man über Retriever hat man den Chessepeak Bay Retriever meist nicht auf dem Schirm, sondern nur die zwei bekanntesten Rassen: Golden und Labrador Retriever und die tragen doch das "Fühl-Wohl-Gen" in sich? Deshalb ist der Umgang mit Hunden aus dieser Ecke – sollten sie mal beißen – auch dementsprechend hilfs-befreit. Ausgrenzungen und nicht integrieren, sind an der Tagesordnung. Und vielleicht sogar verständlich. Wie will man einen bissigen Hund in einen Sport integrieren, der davon lebt, dass der Hund eine niedrige Reizschwelle im Umgang mit Artgenossen und Beute zeigt. Der Retriever kann im Verbund mit Gleichgesinnten den Trieb nach Beute in Form von Dummy oder Wild gleichermaßen leben. So zumindest hätte man das gerne: immer. Irgendein Züchter hat mal von sich behauptet, er würde „wildscharfe“ Labradore züchten… hm, interessant und die Frage stand im Raum: braucht, oder will man das?

Deshalb ist es auch verständlich, wenn Frauke erzählt: ganz ehrlich, ich habe es nicht kommen sehen. Ich hätte meine Hand dafür ins Feuer gehalten, dass das nicht passiert. Ich war mir so sicher. Und nun? Frauke ist entsetzt, schockiert und fühlt sich missverstanden. Was war passiert?

Jake hat zugebissen. Mitten während eines Dummy-Trainings.

Wie kam es dazu? Jake ein erfahrener Golden Retriever Rüde wurde auf eine Markierung geschickt.

Der Hund einer anderen Teilnehmerin, ein junger Labrador Retriever Rüde stürzte unaufgefordert dem Golden hinterher. Eingesprungen, wie wir das in Dummykreisen nennen. Allein dieses Verhalten führt auf einem WT schon zu einer 0. Ob der junge Labrador hinter dem Golden her war oder hinter dem Dummy, ob ihm langweilig war oder sich etwas bereits im Vorfeld zwischen den beiden Rüden anbahnte wissen wir nicht. (Meistens wird auf Vorzeichen dieser Art in einem Seminar nicht geachtet.)

Fest steht, der Labrador holte den Golden ein - der Golden fand das wenig lustig und ging in den Angriff oder war es bereits Verteidung? über. Sofort hatten sich die beiden Rüden ordentlich in der Wolle.

Beide Hunde weit weg (80 m) keiner (der Besitzer:innen auch nicht der Trainer) gingen hinterher, sagte Frauke.

Bis wir kapierten, was die da machen, vergingen bestimmt mehrere Minuten.

Zeit für die beiden Hunde kräftig gegeneinander auszuteilen.

Wie laufen Raufereien zwischen Hunden ab? Meistens gibt es viel Gebrüll und Getöse. Wären es zwei Menschen kann man sich die gleiche Szene genauso vorstellen: gegenseitiges lautes Angebrülle.

Viel Kampfgetöse von Seiten der Hunde. Gerne wird berichtet, das je lauter das Geknurre ist, desto weniger Gefahr drohe - das stimmt jedoch nur, bringt man die beiden Kontrahenten rechtzeitig wieder Auseinander. Anderenfalls kann es richtig rundgehen, sobald die Hunde, oder einer der Hunde den Angriff einläutet.

In unserem Fall fiehl das Getöse und die Diskussion um irgendetwas weg. Die Hunde trafen aufeinander und der ältere Hund fühlte sich wahrscheinlich angegriffen - schließlich war er auf dem Weg zur Beute. 

Ich könnte jetzt sagen: so etwas passiert. Aber das hilft nicht gegen die Ängste und dem Gefühl der Hilflosigkeit, die man als Besitzer:in in solchen Momenten empfindet. 

Und die Frage, die einem im Nachhinein plagt ist: was hätte man tun können? 

Kann man Hunderaufereien im Vorfeld stoppen?

Bestimmt kann man und manchmal auch nicht. Das kommt auf viele Faktoren an. Haben die Hunde sich bereits im Vorfeld angestarrt, hat vielleicht einer den anderen schon mal angeknurrt, konnte sich die Situation irgendwie hochschaukeln?

Knurren sich zwei Hunde im Training an, ist es einfach den Streit beizulegen bevor etwas schlimmeres passiert! Man stellt die Streithähne einfach auseinander oder packt sie jeweilig in eine andere Gruppe.

Aber, so mag manch eine:r denken: wie soll er das dann lernen, denn Umgang mit anderen Hunden, die einem nicht so wohl gesonnen sind?

Da stellt sich die Frage: kann ein Hund in dieser Situation noch etwas lernen? Klar:

  1. Zuersteinmal, dass man als Hundeführer:in souervän mit der Situation umgeht. Würde mein Hund knurren, würde ich nicht - wie das gerne gängiger Weise gemacht wird - den Hund dafür massiv tadeln und vielleicht sogar noch in ein Strafprogramm wie Unterordnung begeben, aber ich würde ihm klar zu verstehen geben, dass sein Knurren und sein Unbehagen (oder was immer es auch ist) bei mir angekommmen ist und ich ab jetzt die Situation übernehme.
    Die Situation übernehme ich in dem ich die Besitzer:in des anderen Hundes informiere. Zum Beispiel mit: unsere haben sich gerade auf dem Kicker! Lass uns eine zeitlang weiter auseinanderstehen. Möchte ich dass mein Hund lernt mit der Situation besser umzugehen kann ich im Laufe des Seminars mich wieder in die Nähe des anderen Hundes heranarbeiten. 
  2. Ich kann aber auch beschließen, das Seminar Seminar ist und dass ich die Schwierigkeiten, die mein Hund gerade hat, an einem anderen Tag mit ihm üben werde, abseit einer Trainingssituation

Zurück zum aktuen Vorfall mit Jake:

Meine Bekannte kämpft jetzt mit den Tränen. 

Ihr Hund wurde verletzt, bei der ersten ungenauen Untersuchung vor Ort hatte man nichts gefunden. 

Es wurde weitertrainiert. Über Nacht hatte sich die Wunde, die unentdeckten Hundebiß-Stellen dann massiv verschlimmert, am Morgen haben die betroffenen Stellen bereits geeitert. Der Geruch von getrockneten Blut und etwas Muffeligem lag in der Luft.

Bißwunden schließen sich meist sehr schnell wieder. Das ist die schlechte Nachricht, denn so sind sie aufgrund ungenauer Untersuchungen vor Ort oft nicht auszumachen. Ist nicht gerade das Ohr getacktert, das immer sehr viel blutet, sind Verletzungen am Hals oft erst mit einer ganz genauen Untersuchung zu finden. Deshalb ist es ratsam nach einer Beißerei zum Tierarzt zu gehen oder den Hund sehr genau, Zentimeter für Zentimeter zu untersuchen, damit Bißwunden zeitnah behandelt (desinfiziert) werden können.

Was hat der Trainer dazu gesagt? frage ich.

Der hat mit den Schultern gezuckt.

Das Verhalten des Trainers zeigt, dass manchmal alle gleichermaßen von einer Beißerei zwischen zwei oder mehreren Hunden überfordert sind.

Und wie, frage ich, hat der andere Teilnehmer reagiert, dessen Hund gebissen wurde?

Der andere Teilnehmer hat nicht viel gesagt, außer, dass der Trainer ihn zum Schicken freigegeben hatte.

Ein Missverständnis. 

Fest steht, der Junghund meiner Bekannten hat sich nicht an das Programm gehalten und ist eingesprungen, dem anderen hinterher und Peng. Dann ist es passiert. Es war also nicht einmal der klassische:

  • zwei Hunde, meist Rüden umringen sich, drohen und entscheiden sich dann für einen kleinen aber manchmal eben doch schmerzhaften Showkampf oder auch klassisch
  • der Jungrüde übertreibt mit seiner Attitüde von Genialität solange bis der erwachsenere Rüde ihn zurechtweist oder auch sehr bekannt
  • einer ist einfach leicht erregbar und fragt nicht 2x nach, ob er sich mit seinem Gegenüber mal näher unterhalten könnte.

Wenn ein Hund zugebissen hat, oder ein Hund gebissen wurde, gelten folgende Regeln:

Wenn ein Beißvorfall passiert, dann ist die Sache für beide Seiten oft schlimm genug, da ist es wichtig Nerven zu bewahren und gegenseitig empathisch zu bleiben. Für die betroffenen Hunde ist der Vorfall meist nicht so schlimm, wie für uns Menschen. Deshalb im Ernstfall folgende Regeln erstmal stoisch einhalten:

  • Hunde sichern,  sichern meint Anleinen und halten, damit nicht gleich wieder etwas passiert
  • Hunde genau und intensiv untersuchen, gegebenenfalls einen Tierarzt aufsuchen (Bisswunden verschließen sich schnell wieder!)
  • Sich unbedingt entschuldigen und nette Worte finden (am besten gegenseitig, keiner wünscht sich das der eigene Hund beißt oder gebissen wird)
  • Unterstützung anbieten (Das ist großartig. Fragen, wie man helfen kann. Ein Hunde-Biss hinterlässt kann auf beiden Seiten ein Trauma hinterlassen)
  • Adressen austauschen (und die Versicherungsnummern. Sind die Hunde von gleicher Statur gibt es bei Versicherungen oft eine 50:50 Klausel, die Versicherungen übernehmen zur Hälfte die Kosten der jeweilig anderen Partei)

wenn Hunde beissen

Bild: Wird hier gespielt oder ist das eine Beißattacke, ein Hundebiss?

Schauen wir uns die Sache mit dem Biss genauer an - stellt man schnell fest hier passiert noch eine ganze Menge mehr. Hundebesitzer:innen, die einen Hundekampf als schlimm erachten, empfinden einen enormen Kontrollverlust. Das heißt also, wie wir als Menschen ticken, desto mehr oder stärker wird sich der Hundebiss in unseren Alltag graben und seine Spuren hinterlassen.

Die Spuren, das ist zum Beispiel ein Vertrauensverlust. Ab diesem Tag geht man mit dem Hund antizyklisch zu anderen Hundebesitzern, man fängt an die Gegen zu stalken, bevor man rausgeht oder den Hund von der Leine läßt. Jeder Hund der einem nun entgegenkommt wird nun hektisch umgangen oder mit lautem Gezedere vertrieben.

Wird der Hund den veränderten Umgang mit ihm bemerken. Sicher wird er das. Wir er einen guten Rückschluss darauf finden. Nein, das kann er nicht. Der Hund wird die veränderte Situation und den veränderten Umgang missverstehen und auf irgendetwas anderes anwenden.

Die Folge davon ist ein noch schrägeres Verhalten des Hundes und wir, seine Besitzer:innen in Panik. 

Das Märchen vom sozial starken Hund, der nicht beißt.

Warum ist das so?

Jeder Mensch wünscht sich einen sozial starken und zudem souveränen Hund. Man projiziert in Hunde etwas hinein, was die Menschheit selbst nicht schafft: Frieden zu jedem Zeitpunkt. Während Menschen sogar um einen Stuhl im Kino kämpfen würden, verlangt man von seinem Hund Großzügigkeit. 

Zugegeben, ich mag es auch nicht, wenn mein Hund beißt. Viel lieber ist mir ein Doppel-Garvin. Garvins Strategie ist von klein auf die Vogel-Strauß-Strategie. Mit dieser Taktik ist er sein ganzes Leben jedem Streit aus dem Weg gegangen. Toll. Wie einfach. Und sehr selten. Ich kenne keinen zweiten Hund, der frei aufgewachsen ist und diese Art in sich trägt. Garvin ist ein intakter Rüde. Sehr gerne würde ich mich als toller Trainer hinstellen und sagen: „Seht her, mein Ergebnis, mein Rüde.“ Aber ich weiß: mein Rüde ja, mein Ergebnis? Eher nicht. Garvin war ein eher unsicherer und ängstlicher Welpe als er zu mir kam. Im ersten Jahr wurde er stabilisiert und wo es ging unterstützt, damit er sich mehr zutraut. Über die Apportierarbeit fand Garvin eine Bestätigung und seine Passion.

Ich behaupte, dass man einen Rüden von Anfang an gut einnorden kann. Je klarer und genauer die Erziehung, desto einfacher für uns im Umgang miteinander. Ich behaupte aber auch, wenn der Rüde beißen als Notwendigkeit oder als Möglichkeit zur Kommunikation sieht, dass er diese dann gegenüber anderen Hunden verwenden wird.

wer beißt hier wen?

Bild: Wird hier gespielt oder ist das eine Beißattacke, ein Hunde-Biss?

Dabei spielt es eine große Rolle für die Auswirkung eines Bisses zu welchem Zeitpunkt und wo gebissen wird. Zeitpunkt meint, wie alt war der Hund, hat er gebissen oder wurde er gebissen. Wo meint nicht den Ort, sondern innerhalb einer familiären Gruppe – der andere Hund war bekannt oder außerhalb einer Gruppe, der andere Hund war nicht bekannt.

Im Falle meiner Bekannten hieß das: Der Hund war ihr nicht bekannt und ihr Hund war zum Zeitpunkt der Attacke 2 Jahre alt.

Wie ein Hund einen solchen Übergriff verkraftet, bleibt dem „Charakter“ und dem Verarbeitungsmodus des Hundes überlassen. Als Carron mit 15 Monaten von einem Schäferhund nieder genagelt wurde – war seine Antwort an die Welt: Das passiert mir nie wieder. Eine Erstkontakt-Aggression war geboren.

Mit dem Wissen von heute, würde ich das Damals (die gemachte Erfahrung: Schäferhunde beißen) sofort im Keim ersticken lassen – denn ich würde wissen, wie ich sein Erlebtes und sein darauffolgendes Verhalten wieder verändern könnte. Hunde generalisieren gerne. Wir Menschen übrigens auch. Das heißt, wird ein Hund von einem z. B. Schäferhund gebissen, kann er annehmen, dass alle Hunde dieses Aussehens beißen. Carrons Antwort war somit nachvollziehbar und ich musste ihn fortan mehr kontrollieren als zuvor.

Nach einem Beißvorfall ist professionelle Hilfe wichtig. Oft für Halter:in und Hund.

Eine Beratung, damit man nicht ein ganzes Leben damit zu tun hat.

Der Gedanke vom generell sozial starken Hund, warum gibt es den nicht? Oder anders, warum gibt es Garvin Hunde eher selten? Ein Hund ist nun mal ein Hund und seine Möglichkeiten sind seine Möglichkeiten. Eine davon ist beißen. That's it. Das hat mit sozial stark oder nett oder souverän sein nicht viel zu tun. Sondern mit Interaktion. Trifft ein nervender Hund (zB. hektisch) auf einen leicht reizbaren Hund (kann Hektik nicht ausstehen) kann es krachen. Der eine wollte eigentlich nur den anderen stoppen. Vielleicht hat er schon seine Zähne gezeigt, aber der hektische Hund hatte gar keine Zeit zu schauen - er war beschäftigt mit hektisch sein... und peng.

Wir wünschten uns einen Hund, der alles einsteckt, sich zurücknimmt und der vielleicht sogar noch Verständnis hat? Ein Traum.

Maulkorb tragender Hund

Finden Kämpfe innerhalb einer familiären Gruppe statt, empfiehlt sich die Gewöhnung an einen Maulkorb.

In der Mehrzahl gibt es Testosteron überschäumende und unausgelastete Hunde, die vermeintlich genau das suchen: einen, der ihnen blöd kommt … Und peng. Wie gesagt, das Peng auf einer Hundewiese hat ein anderes Ergebnis zur Folge, als das Peng in einem Familienverbund, also bei Mehrhundehaltung. Aber nicht nur unausgelastete Hunde neigen zur Auseinandersetzung. Es ist zu beobachten, dass Hunde, die bereits in jungen Monaten – also noch während der Entwicklungsphase – zu stark (druckvoll) und zu schnell trainiert worden sind, zu mehr Aggressivität neigen, als Hunde, mit denen man langsam vorangeschritten ist im Training.

Das „Hundewiesen-Peng“ kann zur Folge haben, dass Hunde mit gleichem Aussehen zukünftig auf der Blacklist deines Hundes stehen. Das familiäre „Hunde-peng“ kann zur Folge haben, dass beide immer wieder in Konflikt miteinander geraten. Beide Seiten könnten pingeliger im Umgang miteinander werden. Gerade bei gleichaltrigen Hunden ist das öfters zu beobachten und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Als Lösungsansatz ist empfehlenswert:

  • der Maulkorb (für beide Hunde),
  • einen professionellen Hundetrainer|in (mit Schwerpunkt Verhalten) draufschauen zu lassen und
  • ein klares Management beider Hunde.

Von der Idee der Pauschalkastration ist dringend abzuraten. Denn die Kastration kann das Problem noch verschlimmern.

Warum beißen Hunde überhaupt?

Die Gründe, warum es zu Beißereien zwischen Hunden kommt, sind individuell und zahlreich. Da braucht es nichts und es kann passieren oder ganz viel und es passiert auch. Das eine mag eine Ressourcenverteidigung gewesen sein, das andere eine Maßregelung. Viele schöne Bezeichnungen und was am Ende bleibt, ist der Biss und die Sicherheit: Das kann genau so wieder passieren. 

Tja, genau das ist der blöde Satz: Wer einmal beißt, hat eine Lösung gefunden und …. wird es wieder tun.

Aber das ist ein bisschen wenig zum Thema, also hier die lange Version, die vielen Gründe, warum Hunde unter anderem beißen und die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit:

  • Frust
  • Ressource
  • Beute
  • Missverständnis
  • Proll sein
  • genervt 
  • falsche Verknüpfung
  • Verteidigung
  • Status
  • Jagdtrieb
  • Bedrängnis
  • Angst

Hundekampf

Bild: Streitereien zwischen Hündinnen können genauso schlimm enden, wie bei Rüden

iPhone-Verhalten bei Hunden

So nenne ich das, wenn Hunde in unseren Breitengraden gerne "over-tuned“ – vollgepumpt mit Animation und Beschäftigung sind. Ihr Futter bekommen sie obendrauf for free. Oder Sie sind mit aller Freiheit ausgestattet, quasi regellos durchs Leben ziehen dürfen. Da ist so eine Beißerei eine echte Abwechslung bei einem in einem langweiligen, beim anderen in einem voll kontrolliertem Leben.

In Ländern, in denen Hunde sich das Futter noch selbst zusammenklauben müssen, wird mit den Energien gehaushaltet – eine Rauferei kostet jede Menge Energie, eine Verletzung könnte nicht überlebt werden. Mit diesem Bewusstsein setzt man seine Zähne behutsamer ein.

Unsere Rüden hier zu Lande oft nicht. Wenn schon denn schon. Notfalls geht es am Sonntag in die Klinik. (Gut, dass weiß der Hund nicht)

wenn der Hund droht

Bild: Eindeutiges Verhalten.. warum, muss geklärt werden:

Wenn Hunde beißen

Bild: Ressourcen Verteidigung mit klaren Zeichen.

Verantwortung beginnt, wenn es schwierig wird, nicht wenn es leicht bleibt.

Leider folgt nach einer Hundeattacke (bzw. nach einem Hundebiss) dann auch noch der Streit zwischen den Hundebesitzer|innen. Der eine Hundebesitzer hält dem anderen vor, dass sein Hund daran schuld war, was in diesem Moment zweitrangig ist und auch erst bewiesen werden muss. An erster Stelle steht die Absicherung der beiden Hunde. Und sicher ist nur, dass es für keine Seite angenehm ist, wenn ein Hund gebissen hat oder der eigene Hund gebissen wurde.

Jeder darf in dieser Situation die Verantwortung für seinen Hund übernehmen. Egal, ob es den zubeißenden oder der, der gebissen wurde betrifft. Es mehren sich die Fälle, in denen Besitzer nach einer Beißattatcke spurlos verschwunden sind. Dieses Verhalten ist einzuordnen unter einer schlechten und empathielosen Entscheidungsstrategie. Ein Hund, der gebissen hat, hat dieses Verhalten in seinem Portfolio, soll heißen, er wird es wieder tun. Sich dem nicht zu stellen oder noch besser: dies zu verhamlosen in Videos, in denen der Hund mit anderen Hunden spielt als Zeichen seiner sozialen Kompetenz, hilft nicht weiter.

Keinem, dem Hund übrigens auch nicht.

ein Hund, der nur gähnt

Damit nicht alles mit offenem Maul als drohend empfunden wird... Dieser Hunde gähnt nur

Update: Ich wurde gefragt, wie man mit einem Hund umgehen sollte, der innerhalb einer Trainingsgruppe zugebissen hat? 

Ich bin generell dafür, Hunde, die gebissen haben, nicht auszusortieren, sondern zu integrieren. Als erstes sollte so gut als möglich reflektiert werden, wie es zu der Beißerei kam. Nicht zufriedenstellend ist der Satz, dass es eben eine Beißerei gab und dass dies schon mal passieren könne. Hunde können aus genauso vielen Gründen nicht beißen, wie es Gründe gibt, dass sie es tun. Es kann also durchaus sein, dass das Training gar keinen Einfluss auf die Attacke hatte, sondern „nur“ die Situation ungünstig war. Menschen neigen gerne zur Verallgemeinerung. Das heißt, der einzige gemeinsame Nenner war das Training – nicht die Fehde bereits am Auto zwischen den Hunden, die keiner der Hundebesitzer bemerkt hat … Alles ist immer Fall abhängig und verdient die Einzelbetrachtung. Leider sind jedoch die betroffenen Hundebesitzer anfangs nicht mehr in der Lage genau zu differenzieren, was genau passiert ist. Der eine, weil Täter, der andere weil Opfer. Das ist erst einmal verständlich, hilft aber niemanden. Dem Opfer nicht, weil man nicht hinschaut, was dazu geführt haben könnte, denn es kann sein, dass das Opfer gar nicht nur unschuldig an dem Geschehen war, auch wenn wir den Biss für übertrieben finden. 

Bei Beißereien ist Opfer nicht immer nur Opfer und Täter nicht gleich Täter.

Ich finde es auch übertrieben, wenn in einer Kleingartenanlage Bäume gefällt werden, ohne Rücksprache mit den Besitzern, nur weil sie einer Vorschrift nicht entsprechen… Siehst du hier einen Zusammenhang?

Beide Fälle haben mit Übergriffigkeit zu tun und könnten mithilfe beiderseits anders gelöst werden, nur müssen auch beide Seiten davon wissen und das wollen.

Ein Beispiel, ich kenne einen Hund, einen Rüden der „super sozial“ und „nett“ erscheint. Ein Wonneproppen. Für andere Rüden ist er ein Arsch. Ich kenne mindestens 10 Rüden, die diesen Rüden gerne einmal alleine begegnen würden, ich wette hundert Euro, das würde nicht gut ausgehen. Wie kann das sein? Der super nette und sozial wirkende Rüde reizt andere Rüden gerne … wie macht er das? Er markiert unmittelbar vor ihren Nasen, er macht gerne beim Vorbeigehen einen Bodycheck … und er kreuzt gerne mit dem Dummy auf dem Rückweg andere Rüden, die in der "line" sitzen. Sein Besitzer nimmt diese Zeichen nicht wahr. Die Rüden auf dem Platz schon. Was ich damit sagen möchte: wir sehen oft erst das Ende von etwas: es beißt, den Anfang haben wir übersehen. Ist das wichtig? Ja, ich glaube schon. Denn wenn der eine Besitzer nun mehr auf seinen Hund achten würde, könnte er einen Streit, wenn es die Situation zulässt, verhindern. Was soviel heißt, wenn wir Hunde führen, sind wir immer für sie verantwortlich.  

Ein anderes Beispiel: ich kenne einen Rüden, der ist ein bisschen hyper, also der rennt gerne … und der achtet einfach auf gar nichts, wenn er rennt. Er ist so in sich und sein Tun verliebt, dass er die anderen Hunde oft nicht wahrnimmt. Jetzt gibt es Hunde, die können so eine hektische Töle nicht ausstehen. Tja. Wenn nun der „ich kann das nicht ertragen“ auf den hektischen Kasper trifft, wird er ihn vielleicht stoppen wollen …. 

Wir brauchen eine Kultur der Integration, nicht der Beschwichtung und Verdeckung von beider Seiten.

Das sind Beispiele, die gehen weg vom dem klassischen: Hund sieht Hund, Hund stellt sich quer und peng knallt es. Das zeigt, alles ist möglich. Und wir sollten eine Kultur der Integration, nicht der Beschwichtigung und Verdeckung führen, damit Besitzer und Hund nicht stigmatisiert werden. Dass, wie oben beschrieben, die Versicherungen hier greifen sollten, ist eine Sache, dass die Besitzer um Aufklärung bemüht sein sollten, eine andere. 

Beim nächsten Beißvorfall schließt es den Vorsatz mit ein.

Wenn Hunde sich beißen und verletzen, hat in den meisten Fällen keiner der Hundebesitzer ein Kommando dazu gegeben – sondern es ist passiert. Damit schließt es den Vorsatz aus. Nun nichts zu machen, es sogar niederzureden und mit Beschwichtigungen zu übertünchen, ist die gefährlichste aller Lösungen denn beim nächsten Beißvorfall schließt es den Vorsatz mit ein – man hat es billigend in Kauf genommen, ohne dafür Verantwortung zu übernehmen. 

Deshalb, damit Hundebesitzer nicht auf die Idee kommen, diesem Verhalten nachzugeben, ist es wichtig, dass ein Verein sich klar für die Sache positioniert – und sämtliche Lösungsmöglichkeiten und Hilfen bereithält.

Ich gehe jetzt mal vorbehaltlich ein Maulkorbtraining machen (also mit meinem Hund versteht sich), es grüßt dich Claudia von keinkoeter.de

hey, ich bin Claudia von KeinKöter. Ich schreibe Blogartikel, Podcaste und bin auf YouTube, um dir den Start in die Dummyarbeit leichter zu machen.

Wenn Du Fragen zum Thema Hund hast, erreichst du mich hier: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.