Schaden Online-Trainings deinem Hund?
Auf Facebook strahlt mir innerhalb einer Woche zweimal ein und das selbe Thema ins Gesicht. Ein Trainer beschwert sich über die (vorallem in Coronazeiten) aus dem Boden sprießenden Onlinetrainings für Hunde. Er bezeichnet in seinem FB-Post Online-Tipps für Hundebesitzer zu geben als nicht seriös und behauptet zudem, sie seien nicht zielführend. Mehrere andere Trainer stimmen ihm zu. Nun, Thema genug um es näher zu durchleuchtem.
Es stimmt, auffällig viele Hundeschulen und Hundetrainer sind auf den Zug des Online-Trainings aufgesprungen. Aber wen wundert das im absoluten Zeitalter von gefühlter Hektik und jeder Menge IPhone Verhalten. IPhone Verhalten heißt, wenn man heute eine Frage hat, zückt man das IPhone und googelt die Antwort. Das bedeutet, wir wollen auf Antworten nicht mehr lange Warten. Ob die Google Antwort immer die richtige in dieser Situation ist, wissen wir nicht und muß jeder für sich selbst entscheiden. Es könnte also bald heißen: "Bei Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt, Google oder Ihren Apotheker."
"Haben wir Fragen, "Googlen" wir nach der Antwort."
Früher, also vielleicht vor deiner Zeit (je nachdem, wie alt du bist) gab es dicke Bücher, Lexika genannt, in denen konnte man vielleicht die Antwort finden, die man suchte. Das heißt, man musste in einem Buch nach einer neuen Wahrheit für sich suchen, das war a.) zeitaufwendig und b.) führte nicht immer zum Erfolg - vielleicht hatte man das Buch, in dem die Antwort gestanden hätte, nicht da. War man ganz neugierig ging man in die Bücherei. Ein Ort mit vielen Büchern... damals nur Bücher. In vielen Büchereien ist heutzutage der Video-Bereich größer, als der der Bücher ?
Heute fährt man den PC, den Mac oder das IPad hoch oder switcht das Handy an, um eine Antwort zu erhalten. Es gibt ältere Menschen (oder eine Generation vor uns), die machen das nicht. Die mögen auch Handys nicht leiden. Diese Menschen stellen oft auch keine Fragen und suchen selten nach Antworten und wenn sie suchen, suchen sie immer noch in einem Buch. Das ist nicht schlimm, es erklärt nur vielleicht die Abneigung gegen Onlinekurse per se. Jemand, der das Online-Medium insgesamt nicht mag, wird selten eines anbieten oder Kunde davon werden.
Das halte ich an der Stelle einfach mal so fest.
Jedoch gibt es einen Wandel. Die neue Generation lernt bereits online. In Schulen, an der Uni, in den Ausbildungsstätten oder sogar übers Homeoffice. Diese Menschen sind dem Medium online-lernen oder arbeiten sehr vertraut. Sie wissen, was es leisten kann und was nicht.
Nun stört mich in dem FB-Post ein Satz besonders: nämlich der Vorwurf "Online-Trainings" seien nicht seriös. Seriös wird im Duden übersetzt mit: "anständig, vertrauenswürdig und ernst nehmend". Soweit so gut. Nehmen wir mal an der Papst gäbe ein Online-Training für angehende Priester heraus. Ist dann der Papst weniger seriös, weil er einen Online-Kurs gibt, oder ist es das Online-Medium, das den Papst unseriös werden lässt.. oder sind sie es beide oder ist es der Inhalt, den wir gar nicht kennen?
"Was genau ist unseriös in einem Online-Training: der Trainer, das Medium oder die Inhalte?"
Ich kehre die Frage um: Glaubst du, dass jeder Hundetrainer in Deutschland ein seriöser Hundetrainer ist? Seriös im Sinne von anständig, vertrauenswürdig und ernst nehmend? Ich gehe noch einen Schritt weiter: denkst du es gibt einen einzigen Beruf, auf den das zutrifft? Gibt es in Deutschland auch nur einen einzigen durchgängig seriösen Berufszweig, Gruppe ....?
Ich denke nein denn a.) gibt es überall schwarze Schafe (ich entschuldige mich an der Stelle bei den Schafen) und b.) entscheidet jeder einzelne von uns, ob er jemanden gut, seriös und klasse findet oder nicht. Hand aufs Herz (ich oute mich jetzt mal) ich finde den Meister und Hundeflüsterer in vielen Dingen unseriös. Und? Der Mann hat mehrere Millionen Euro mehr als ich. Er hat ein Millionen-Publikum, welches ihn anhimmelt... (Könnte bitte an dieser Stelle jetzt sofort jemand himmeln... ?) Was also seriös ist und was nicht bestimmt nicht das Medium.
Nicht das Medium ist seriös oder unseriös, der Inhalt ist es.
Gut, das mit dem seriös habe ich geklärt. Bleibt die Frage, ob Onlinekurse und Online-Training deinem Hund schadet oder nicht?
Zurück zum Medium, lass mich Online-Kurse mit einem Live-Event vergleichen.
Bei den Vergleichen beziehe ich mich auf einen ausgewogenen und guten Online-Kurs und einem Training mit einem guten Trainer/In (what the hell ist ein guter Trainer/In? Ein Blog-Beitrag dazu folgt ?)
Online-Kurse, die Vorteile:
- Bewegte Bilder
- Sichtweisen aus verschiedenen Perspektiven
- Erklärungen
- Zeitraffer und Slowmotion
- Zommen in bestimmte Szenen möglich
- Jederzeit anschaubar
- Interesse vorausgesetzt
- Eigenengagement
- Erfahrungen sammeln passiv
- Wissen vergrößern
- Lernen ohne Druck
- Trockentraining
- Klarheit, durch mehrmaliges Anschauen
- Emotionslos
Live Event, Training mit einem Trainer, die Vorteile
- Persönliche Erklärung zu persönlichen "Problemen"
- Empathie
- Gruppendynamik (wenn Gruppentraining)
- Interesse
- Aktiv sein
- Fühlen
- gemeinsame Aktion mit Hund (Team)
- Erfahrungen sammeln aktiv
- Wissen vergrößern
- Lernen durch Tun
Früher hat man ein Buch gelesen, wollte man sich in einer Sache schlau machen, heute schaut man sich ein Video oder ein Webinar an.
Tara und nun die Nachteile:
Online-Kurse, die Nachteile:
- Eigenes Thema oder Problem wird nicht behandelt
- Übungen nur alleine möglich ohne direkte Korrektur
- Keine gezielten Erklärungen für genau diese oder jene Situation
- Man ist alleine mit der Sache
- Umsetzbarkeit manchmal schwer
- Keine kritische Stimme
- Ohne das Ziel zu kennen, fällt ein Übungsaufbau schwer
Live Event, Training mit einem Trainer, die Nachteile
- Aufgeregtsein in der Situation verhindert lernen
- Druck
- Keine Sicht von außen, man steckt in der Situation fest
- Nur wenig Wissen wird aufgenommen
- Training gleicht einer Momentaufnahme
- Den richtigen Trainer finden
- Nur der Trainer kennt das Ziel
- Training in der Gruppe: Zeit zu kurz
- Ist der Trainer weg, ist man auf sich gestellt
Hach, wer hätte das gedacht? Vor- und Nachteile sind sehr ausgewogen.
Okay, dann könnte man ja das Online-Training wieder abschaffen, oder gar das mit dem Trainer? Nun. Aus den folgenden Gründen sind Online-Trainings und Kurse geradezu genial. Lass mich ein paar Vorteile aufgreifen und näher erklären. Durch einen Online-Kurs kann man sein Wissen innerhalb einer kurzen Zeit blendend erweitern. Man weiß, dass um in einem Modul wirklich gut zu werden mehrere tausend Stunden Übung vonnöten sind. Ich nehme mal Tennis oder Haare-schneiden als Beispiel. Ein guter Tennisspieler ist dann ein guter Tennisspieler, wenn er u.a. mehrere tausend Male ein und dasselbe gemacht hat, zum Beispiel den Aufschlag. Ich selber habe vor vielen Jahren mir stundenlang den Aufschlag von Boris Becker auf Video angesehen, immer wieder. Mein Ziel war es, meinen Aufschlag zu verbessern, ach was rede ich verbessern, ich hatte bis dato nicht einen Aufschlag übers Netz gebracht, obwohl mein restliches Tennisspiel sehr gut war. Nach den vielen Stunden mit Boris am Monitor gewann ich das darauf folgende Match mit 15 Assen.
Das gemeinsame Überarbeiten von Übungen kann helfen...
Profisportler benutzen Online Videos, um in irgendeinem Element besser zu werden, dabei nutzen sie die Möglichkeiten des Abspeicherns im Gehirn, um diesen einen Akt bereits bevor man ihn selbst übt geistig schon voll zu beherrschen.
Jemand, der bis heute noch nie einen Hund hatte, kann also über Online-Kurse lernen, wie Hunde kommunizieren, er kann lernen, wie andere sie erziehen und er kann lernen, was falsch und was richtig ist. Das ein Kurs keine persönliche Erfahrung ersetzt ist richtig. Jedoch weiß man auch, dass unser Gehirn bei ihm bekannten Dingen schneller reagiert, als bei ihm unbekannten. Ein Fußballspieler wird die Laufwege seines Gegners für das nächste Spiel auswendig (über Video) lernen, damit sein Gehirn (am Spieltag) schneller reagieren und nicht völlig überrascht werden kann.
Der grandiose Vorteil von Online-Kursen ist, das man theoretisches Wissen in großen Mengen konsumieren kann, welches dann mit einem Trainer live vor Ort einfacher abgerufen und geübt werden kann. Es ist doch einfacher mit einem Kunden zu trainieren, der bereits eine Ahnung von der Sache hat, als wenn man mit dem erklären bei Adam und Eva anfangen muss. Gerade in der Dummyarbeit bleiben einem Hundebesitzer gerade mal bis zu 7 Jahre um mit einem Hund das Dummytraining kennenzulernen. 7 Jahre? Das ist aber eine lange Zeit.
Stimmt, wenn alles von Anfang an glattgeht, ist es eine sehr schnelle Zeit sogar, wenn aber nur eine Sache schiefgeht, der Hund winselt zum Beispiel, war es das.
In der Hundeerziehung ist es deshalb ein bisschen schwieriger, weil ein Hund auch immer eine eigene Aktion / Reaktion mit in die Ausbildung bringt. Ein Tennisschläger ist nur ein Tennisschläger. Aber mit einem Hund muss der Hundebesitzer erst lernen, wie Hundeerziehung abläuft und gleichzeitig wie die Dummyarbeit funktioniert und das dann noch mit einem völlig selbstständigen Individuum. Na prima.
Dummyarbeit setzt sich zusammen aus Theorie und Praxis. Klingt jetzt wenig aufregend, stimmt. ? In der Theorie sieht vieles ganz einfach aus... steht man dann vor dem Übungsaufbau (und welcher Übungsaufbau macht wann Sinn und wie fängt man überhaupt an?) dann beginnen oft die Probleme.
Nur können Trainer auch nicht immer gleich helfen, denn das Wissen mancher Trainer ist begrenzt. Zudem sind manche Trainer im Dummysport stark auf die Technik fokusiert. Die einen trainieren Technik-orientiert und andere Trainer feilen am Team herum. Manch ein Trainer vertritt die Meinung: Das muss der Hund können, basta und ein anderer sagt: dazu ist der Hund noch zu jung. Es handelt sich um den gleichen Hund. Aber die Sichtweise und die Einstellung der Trainer sind unterschiedlich.
Ich kenne einen Fall da ging der Hund nie "blind" über das Wasser. An Land sah das Blind-Können sehr gut aus. Was könnte die Ursache dafür sein? Ein technisch-versierter Trainer wird sagen: Der Hund hat das "voran" nicht verstanden. Ein Team orientierter Trainer wird sagen "da musst du mehr helfen." Beide Aussagen halfen Besitzer übrigens nicht weiter. Der Hund ist 4-einhalb Jahre alt geworden, ohne das ein Trainer das Problem gelöst hätte und die Aussagen dazu waren teils haarsträubend und für den Besitzer auch sehr frustrierend.
Das soll nicht den oder die Trainer schlecht machen, sondern vielleicht den Gedanken: ein Trainer sei das Non plus Ultra schmälern. Denn die nächste Frage, die sich stellt lautet: was tut der Hundebesitzer/In sobald der Trainer weg ist?
Online-Kurse können und sollen einen Trainer nicht ersetzen, sondern ergänzen
Dieses Besipiel zeigt, hätte man hier ein Video zur Hand gehabt, hätte man mit ein paar Fragen dazu sich der Lösung annähern können. Es gibt also ein Trainnig dazwischen. Zwischen Online-Kursen und Live-Trainings gibt es noch die Vermischung von beiden. Das bedeutet, in den Trainings läuft eine Kamera mit und filmt die jeweiligen Teams. Am Abend beim gemütlichen und entspannten Zusammensein kann man so den Teams zeigen, wie die Situation von aussen aussah, der HundebesitzerIn erlebt jetzt, was er vielleicht bis dato während er den Hund geführt hat nicht wahrnehmen konnte. Eine geniale Kombination.
Löscht der Trainer im Anschluss die Filme nicht, sondern holt sich die Erlaubnis von den Besitzern anderen Trainierenden damit helfen zu dürfen, potenziert er seine Möglichkeiten im Umgang mit Fehlern und Erklärungen gegenüber seinen Kunden.
"Wenn alles glatt läuft, braucht man keinen Trainer - wichtig wird der, wenn es brennt"
Ich fasse zusammen:
Online-Kurse beziehen sich immer auf ein Thema, das im Kurs gezeigt und besprochen wird. Hier hat der Nutzer die Möglichkeit sein Wissen zu erweitern.
Wissen zu haben ist eine Sache. Bleibt es beim Wissen und es fehlt die Anwendung, spricht man von einem theoretischem Wissen, dass in der Praxis erst noch bewiesen werden muss.
Wird Wissen angewandt, spricht man von Erfahrungen sammeln und das ist der höchste Grad, den man erreichen kann: die Kombination aus Wissen und Anwendung. Reflektiert man dann die gemachte Erfahrung mit der Frage, ist das, was ich gelernt habe in der Anwendung das Ergebnis, das ich haben wollte - dann geht man von eine Lern-Situation über in das Stadium einer Anwendererfahrung, die sonst nur jene machen (sollten, leider tun sie es nicht immer) die sich Trainer nennen.
Ein gemeinsames Training und erleben ist durch nichts zu ersetzen... kann aber mittels Online-Video optimiert werden.
Nur damit du mich nicht falsch verstehst: Ich spreche hier von Online-Kursen und von Live-Trainings. Ich spreche nicht von FB-Diskussionsgruppen. Ich denke, die haben noch ihre ganz eigenen Regeln und ob deine Frage für dein Problem in einer Diskussionsgruppe gelöst wird... kann sein. Tatsächlich kann es sein dass jemand dein Problem auch einmal hatte und den ultimativen Tipp raushaut. Kann aber auch sein, dass du viele Stunden mit deren Tipps im Dunkeln rumirrst... Da muss jeder selbst entscheiden, wie er mit den Tipps aus solchen Foren umgeht.
Bleibt die Frage, kann ein Trainer auf FB Tipps, die helfen, raushauen? Und jetzt sind wir genau bei dem Punkt von oben. Die Antwort, ob der FB -Trainer-Tipp gut ist oder nicht liegt daran, wie der Trainer sonst arbeitet, wieviel Wissen er hat, wie sehr er dein Problem über dieses Medium verstanden hat und wie gut er darin ist, die Antwort so zu transportieren damit du sie verstehen kannst. Du siehst auf diesem Weg kann es zu vielen Missverständnissen kommen. Für einzigartige individuelle Probleme ist ein live-Training eine gute Sache, WENN der Trainer das auch kann und nicht mit 0-8-15 Tipps um die Ecke kommt.
Ich gebe dem FB Tipp auf jeden Fall eine Chance ? von einem Trainer etwas zu erfahren und das eigene Wissen dadurch zu erweitern. Am besten ist es nicht zu viel von einem FB-Tipp zu erwarten. Das macht es dann für den Trainer einfacher zu schreiben und dir an der Lösungsfindung weiter dran zu bleiben.
FAZIT: Videos bieten definitiv die beste Möglichkeit live Trainings mit Online-Trainings zu verbinden um den Teilnehmer so einen Mehrwert an Erfahrung und Wissen zu bieten, wer diese Kombination ausser Acht läßt, muss diesen Mehrwert auf andere Art und Weise in der Zukunft kompensieren.
Ich gehe jetzt meinen Online-Kurs zum Thema "how to make my dog happy" weiter anschauen... es grüßt dich Claudia von keinkoeter.de

hey, ich bin Claudia von KeinKöter. Ich schreibe Blogartikel, Podcaste und bin auf YouTube, um dir den Start in die Dummyarbeit leichter zu machen.
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