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4 Gründe gegen einen Mock Trial

| Claudia von KeinKoeter | Dummytraining, Apportiertraining
Wenn du den Dummysport liebst dann wirst du diesen Bereich daraus noch mehr mögen: der Mock Trial in der Dummyarbeit. Wieso er so ganz anders ist als bloses Dummytraining erfährst du hier.

So ein Mock Trial (kurz MT) ist eine harte Sache, hört man. Gerade neulich hat mir jemand seine Gründe gegen einen Start bei einem Mock Trial aufgezählt:

  1. keine klaren Regeln
  2. Team ist die ganze Zeit nah am Geschehen
  3. Aufgaben sind willkürlich
  4. Bewertung ist undurchsichtig

auf den ersten Blick mag das genauso erscheinen.

Stellt sich die Frage, wo liegen die Unterschiede eines Workingtestes (kurz WT) und eines Mock Trials (kurz: MT)?

Der Workingtest das Urgestein der Dummyarbeit

Den Ablauf eines Workingtest hat man schnell durchschaut. Es gibt zwischen 4 (in Österreich) und 5 - 6 Aufgaben (in Deutschland). Jede Aufgabe hat einen eigenen Richter (das ist nach Corona anders, gerne werden aus Sparmaßnahmen 3 Richter eingeladen, jeder Richter richtet dann 2 Aufgaben in einem Wettbwerb). Das Ziel eines WTs ist es die Aufgaben für alle Hunde möglichst gleich zu gestalten und dann den Hund bzw. das Team zu bewerten. Wie gesagt, Ziel ist es, jedem Team die gleichen Voraussetzungen für jede Aufgabe zu ermöglichen. Was, wenn wir uns einen WT genauer betrachten schlichtweg nicht möglich ist.

Es fängt schon damit an, dass es einen Unterschied macht, ob zu einem Blind oder zu einer Markierung bereits eine Autobahn-breite Spur von vorhergegangenen Hunden gezogen worden ist, oder ob man der erste Hund am Start ist. Ob der Hund mit einer Wasseraufgabe anfangen (muss) oder nach 4 Stunden mit dieser dran ist. Ob man zu jeder Aufgabe kommt und durchgewunken wird (dies ist ein besonders begehrtes Vorgehen), oder ob man zwischen den Aufgaben eine Wartezeit von mehreren Stunden meistern muss.

Natürlich sollte das alles einem gut ausgebildeten Hund (und auch seinem Besitzer) keine Probleme bereiten und man spricht ja nicht umsonst vom Suchenglück... vielleicht ist auch das ein wenig damit gemeint.

Die Aufgaben einer solchen Veranstaltung können großartig, langweilig, eintönig, spannend usw. sein - dieses Gefühl ist schwer den Fakten unterworfen, wie man den Hund bis dato ausgebildet hat und wie gut er die Aufgaben an diesem Tag meistern konnte. Nicht selten passiert es, dass ein Teilnehmer von einer "Hammeraufgabe" spricht - während ein anderer dieselbe "a gmahde Wiesn" nennt (bayrisch) was soviel heißt wie: das läuft und ist einfach - auf der selben Veranstaltung wohlgemerkt.

Workingteste gibt es über 100 Stück im Jahr, nimmt man die umliegenden Länder mit in die Zählung. Es wird einem also eine Menge geboten, wenn man bereit ist viele KM in Kauf zu nehmen. Anmerkung: Seit Corona explodieren die gemeldeten Teilnehmerzahlen zu den WTs und das Suchenglück beginnt bereits mit der Frage ob man überhaupt einen Platz zum Starten bekommt.

Nun zum Mock Trial.

Die Köngisdisziplin unter den Workingtesten

Ziel eines Mock - oder auch Dummy Trials genannt, ist es eine Jagd ganz ohne Blutvergießen nachzustellen. Wer schon einmal auf einer Jagd dabei war, der weiß, das es zwar einen Plan gibt, aber keine Regel wann wo etwas fällt, sprich wann wo das Wild aufkreuzen wird. Viele Workingtest-Starter kennen die Regeln eines Mock Trials nicht- denn sie sind auf den ersten Blick schwerer zu durchschauen:

  • Wann ist wer dran
  • wieso werden die Startnummern erst morgens gezogen und
  • weshalb ist alles irgendwie ganz anders als auf einem Workingtest.

Die Antwort lautet: weil es ein anderes Ziel gibt.

Ziel eines WTs ist die Überprüfung des Könnens eines Mensch-Hund-Teams an feststehenden Aufgaben zu testen. Ziel eines MTs ist es das an dem Tag beste Mensch-Hund Team zu finden, dass auf nicht vorhersehbare Ereignisse am besten performt. Sprich im Jagdmodus.

Einmal auf einem Workingtest gewesen wiederholt sich die Abfolge des Veranstaltungstag jedes Mal aufs Neue. Das ist ein Grund warum viele den Workingtest so lieben und das ist auch gut so und es ist der selbe Grund, warum manche den WT für ein bisschen langweilig halten (zumindest nach ein paar Jahren Vereinsdazugehörigkeit)

Ein Einblick in unser alltägliches Leben:

Menschen verändern sich höchst ungern. Das heißt, sie fühlen sich dann richtig wohl - wenn sie vermeintlich alles kennen. Da kommt einem ein WT sehr gelegen, denn er hat feste und klar erkennbare Regeln. Es gibt eine Aufgabe, die ist für alle an dem Tag gleich ist, ein Richter bewertet bei jeder Aufgabe jeden Hund, es gibt bis 20 (bzw. 2x10) Punkte für jedes reingebrachte Dummy und wer schon länger bei WTs startet, der fängt durchaus an sich auch selbst zu bewerten. Was nur heißen soll: das System ist durchschaubar.

Wir Menschen bauen von Kinderbeinen an Gewohnheiten auf damit wir im Leben so wenig oder soviel Entscheidungen treffen müssen als nötig - Entscheidungen zu treffen kostet unserem Gehirn eine Menge Energie. Und es wäre fatal würden man vor jedem Schritt darüber nachdenken müssen, welcher Fuss als nächstes drankommt. Von daher sind Gewohnheiten richtig - müssen sein - und helfen uns im Alltag enorm.

Leider neigt man dazu - aus genau dieser Erfahrung - alles in Gewohnheiten umzuwandeln und jetzt tritt genau ein gegenteiliger Effekt ein - während wir bei zu viel  Entscheidungen unser Gehirn überfordern würden - langweilt man das Hirn buchstäblich, weil es nicht mehr gefördert wird. Das große Ausmaß von zu vielen Gewohnheiten sind Krankheiten wie Demenz und Alzheimer. Das Gehirn legt nicht benötigte Nervenbahnen und Verbindungen einfach wieder lahm. Natürlich kommen zu diesen beiden Krankheitsbildern noch andere Faktoren hinzu, aber der größte Fauxpas ist hier: mit fortschreitendem Alter dem Gehirn keine neuen Aufgaben und Eindrücke mehr zu vermitteln.

Zurück zum Mock Trial. Hier gibt es natürlich auch Regeln und klare Richtlinien, die sind jedoch breiter gefächert, weil keine 1:1 Situation in den Aufgaben hergestellt werden muss und auch nicht kann. Man muss oder darf längere Zeit in einer "Line" bei fuss gehen und muss/sollte nun das ganze Geschehen im Auge behalten - weil man könnte fast! jederzeit dran sein. Bei einem Mock Trial heißt es - raus aus der Komfortzone und rein in das Abenteuer. Was soviel bedeutet als das unser Gehirn Luftsprünge macht - denn endlich wird es wieder gefordert und zwar mit vielen kleinen neuen Eindrücken und auch kurzfristigen Entscheidungen.

Und genau das ist der Punkt, warum der Mock Trial fürs ganze Leben genommen eine echte Bereicherung ist (neben den anfänglichen Workingtesten).

Der Mock Trial - ein Komforzonen Töter.

Müßte ich meinem Teilnehmer-Kollegen von ganz oben gute Gründe für den Start bei einem Mock Trial nennen, würden diese so lauten:

  1. es gibt klare Regeln für jeden einzelnen Retrieve
  2. als Team bin ich die ganze Zeit nah am Geschehen
  3. die Aufgaben sind spannend und einzigartig
  4. die Bewertungen folgen den Bestimmungen des Field Trials
  5. jeder Mock Trial ist ein Erlebnis

Wo liegen für mich die Unterschiede?

Ein Workingtest ist mehr vorhersehbar. Ich weiß, was kommt, ich kann mich vor-informieren bevor ich dran bin. Die Einheiten in den Aufgaben sind nie länger als 5 - 10 Minuten, oft schon aus Zeitgründen. Bin ich aufgeregt vor einem Workingtest - klar - zumindest bei der ersten Aufgabe - dann ebbt die Aufregung ab und geht in ein Trainingsgefühl über.

An einem WT können bis zu 80 Hunde in einer Klasse starten - lange Wartezeiten in den Wartezonen sind vorprogrammiert - stellt der Richter eine gute und spannende Aufabe. Eine Aufgabe ist meist innerhalb von 10 Minuten fertig.

Bei einem WT darf man immer alle Aufgaben machen, egal, ob man bereits eine 0 bekommen hat.

Ein Mock Trial heißt der Richteransage zu lauschen - das ist, was zu tun ist. Das verlangt mehr Aufmersamkeit, mehr Team sein mit dem Hund, und noch mehr auf den Punkt konzentriert sein. Bin ich aufgeregt vor einem Mock Trial? Definitiv. Bei meinem ersten Mock Trial hörte ich mein Herz im Kopf schlagen. Aber ich glaube, das hat auch den Suchtfaktor Mock Trial ausgelöst. Und je öfter man an einem Mock Trial startet, desto mehr wird auch das zur Gewohnheit und und die Aufregung hält sich in Grenzen.

Teilnehmen an einem MT? Das ist Herzschlag-spüren pur.

An einem MT gibt es nur eine kleine Teilnehmerzahl. In der Open 12 (Länderabhängig) in der Novice 16 Starter. Die Startzeit dauert solange bis man entweder raus ist (das kannn noch vor dem ersten Retrieve sein) oder den ganzen Tag dauern. 

Schaut man sich an, was man auf die Beine stellen muss für einen MT und für einen WT, ist klar warum es einfacher ist einen WT auszurichten: es braucht bei einer größeren Starterzahl (Mehr Einnahmen) eine kleinere Helfergruppe.

Der Workingtest setzt sich zusammen aus:

  • Der Startergruppe: Anfänger, Fortgeschrittene oder Open (Bezeichnung Länderabhängig)
  • Pro Aufgabe ein Richter
  • Pro Richter meist mindestens 2 Helfer|innen: Schützen, Werfer:innen, Ausleger:innen

Der Mock Trial setzt sich zusammen aus:

  • Der Startergruppe: Open (12) oder Novice (16)
  • 2 oder mehreren Richtern (Richten die einzelnen Starter)
  • 1 Steward of the Beat (gibt den Takt vor, wann wo was passiert auf dem Feld)
  • 1 Dogs Steward (hält die Linie zusammen und schickt die Teilnehmer zu den Richtern)
  • jede Menge Schützen, Werfer, Ausleger, sprich viele Helfer

Der Ablauf eines Mock Trials in Bildern

Alle Bilder (c) Stefan Geyer, icomedia

Ziehung der Startnummern bei einem Mock Trial (c) Stefan Geyer, icomedia

Ziehung der Startnummern, Yvonne Korradi hat mit ihrem Rüden Huels Hunter Indigo River Startnummer 3

Sind alle Starnummern vergeben, begibt man sich zum Startpunkt ins Gelände.

Mock Trial Wanderplan (c) Stefan Geyer, icomedia

Der "Steward of the Beat" sollte das Gelände gut kennen und sollte für einen reibungslosen Ablauf einen Plan haben.

Im Gelände angekommen formieren sich die Helfer, Schützen Richter und Teilnehmer. Wobei alle Teilnehmer in einer Linie aufgestellt werden und die ersten 4 Starter sofort zu den Richtern geholt werden. Dabei gilt: "Lowest number on the right". 

Mock Trial Schuss und Dummy (c) Stefan Geyer

Schütze und Werferin in Action. Das Dummy habe ich markiert. Hier sieht man einen echt guten Wurf.

Als nächstes kommt ein Bild aus Sicht des Hundes. Schwer vorstellbar, dass dieser wieder nach Hause findet? 

Mock Trial Retrieve aus Sicht des Hundes. (c) Stefan Geyer, icomedia 

Die Line und irgendwo dort muss der Hund das Dummy hinbringen und abgeben... puh, gar nicht so einfach.

Der Workingtest, ein guter Anfang.

Du hast einen Hund und du liebst die Dummyarbeit? Dann ab zu einem Workingtest. Sammle Erfahrung verstehe, wie es geht und erfreue dich darüber, was du bis dato mit deinem Hund trainiert hast. Aber irgendwann ist es an der Zeit, dass du dich weiterbildest, dass du den nächsten Schritt wagst. So wie du von A zu F zu O marschierst. So kannst du auch von Workingtest zu Mock Trial marschieren. Es ist ein Schritt. Ein Meilenstein.

Der Mock Trial get ready

Der DRC und der ÖRC rüsten auf was Mock Trial Veranstaltungen betrifft und das ist auch gut so. Und was die 4 Gründe gegen den Mock Trial betreffen, so finde ich, gibt es diese nicht. Oder nicht mehr, sobald du einmal gestartet bist. Oder was meinst du?

ich gehe jetzt für den Mocktrial üben, es grüßt dich claudia von KeinKöter

hey, ich bin Claudia von KeinKöter. Ich schreibe Blogartikel, Podcaste und bin auf YouTube, um dir den Start in die Dummyarbeit leichter zu machen.

Wenn Du Fragen zum Thema Hund hast, erreichst du mich hier: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.