Dummytraining und die Frage: Was tun, wenn der Hund nervös ist
Du willst deinem Hund apportieren lernen und eigentlich willst du sogar mal auf einem Workingtest starten. Du und dein Hund, ihr seid voll motiviert und plötzlich... fast wie aus dem Nichts sagt der Trainer: "Dein Hund ist zu nervös." Das, was du immer motiviert genannt hast, soll jetzt zu hyper sein, zu nervös für das Training in der Gruppe oder gar allein. Was kannst du tun, wenn du weiter deinem Hund das große ABC des Apportieren Lernens beibringen möchtest?
Gabi und Bob ein Fallbeispiel beim Apportieren lernen:
Gabi und ihr Hund Bob stehen vor mir. Der Hund zittert am ganzen Körper. Gabi ist zu mir gekommen, weil sie eine Apportier-Lern-Stunde gebucht hat. Sie sieht meinen Blick und zuckt mit den Schultern. Wir beide stehen nur da, Gabi hat ihre Dummyweste um die Schultern gespannt, ich auch und Bob weiß offensichtlich worum es geht, er zittert. Solltest du überlegen, ob Bob gefroren haben könnte: nein, es war ein herrlich lauwarmer Sommertag.
Ich frage: ist das immer so?
Gabi ist die Antwort unangenehm. Sie nickt.
Wann hört er wieder auf damit?
Gabi hat darauf keine Antwort.
Ich ziehe ein Dummy aus der Tasche, nun beginnt Bob zum Zittern auch noch heftigst zu hecheln. Er steht aus seinem sitz auf und stöhnt leise. Gabi reagiert sofort: Sie sagt streng "sitz". Die Frage ist, kann Bob das überhaupt noch leisten?
Nervosität im Training hilft nicht.
Nervosität ist Stress und Stress ist beim Lernen und auch sonst keine große Hilfe. Um das zu verdeutlichen, bitte ich Gabi sich eine ungemütliche Situation, die sie schon einmal erlebt hat, noch einmal vorzustellen, dann stelle ich ihr eine Rechenaufgabe: 40 x 5 und schaue auf die Uhr, wie lange die Antwort dauert. Gabi reagiert nicht. Ich frage "hast du die Rechnung verstanden?"
Gabi zuckt zusammen. Sie sagt, sie war so mit dem Problem von einst beschäftigt, dass sie meine Frage nicht einmal wahrgenommen hat.
Apportieren lernen: Bereits in frühen Monaten beginnen wir den jungen Hund auch unter Ablenkung auf uns zu konzentrieren. In meinen Händen liegt ein Leckerlie, sobald der Hund mir in die Augen schaut, bekommt er es.
Gabis Hund ist in diesem Zustand nicht trainierbar. Er muss lernen die Dummyarbeit oder das Training nicht so ernst zu nehmen und entspannt zu bleiben.
Der Zustand von Gabis Hund kann passieren, wenn man:
- mit jungen Hund zu oft zu viel trainiert
- junge Hunde im Training falsch "bestraft" bzw. korrigiert
- das Training für den Hund nicht klar gestaltet
- der Hund von einem Fehler oft zurück gerufen wird
- zu schwer trainiert wurde
Beispiele, die auch oder zudem eine Rolle spielen, können sein:
- Aufzucht
- Zucht (Vererbung)
- Veranlagung
- fehlender Schlaf
- mangelnde Erziehung: fehlen von Impulskontrolle & Frusttoleranz
Ein anderes Beispiel. Wir befinden uns auf einem Parkplatz. Mein Hund darf heute in der Gruppe - bei einem Trainerkollegen - mittrainieren. Neben mir springt ein Hund namens Prinz aus dem Auto.
Er hüpft hin und her. Der Besitzer versucht ihn zum Hinsetzen zu bewegen:
"sitz, sitz, SITZ PRINZ!!! Sitz jetzt.
Der junge Rüde setzt sich nach einiger Zeit, nur um gleich wieder aufzustehen. Der Besitzer verdreht die Augen.
Er bindet Prinz einen Kurzführer und eine Moxonleine um. Die Moxonleine liegt straff um Prinz Ohren. Der weiß mittlerweile, das gehört dazu und zieht trotzdem kräftig an der Leine.
Der Besitzer hadert mit Prinz Leinenführigkeit, er zieht und zerrt an der Leine und beginnt zu schimpfen.
Prinz ordnet sich für einen Moment ein, tippelt jedoch wie ein Pferd auf der Stelle und schnellt dann wieder vor.
Der Besitzer zieht die Schulter nach oben und wird das Verhalten bis zum Trainingsstartpunkt erdulden, denn er hat keine Lösung parat. Wie auch?
Welchen Tipp will man jemanden geben dessen Hund so aus dem Auto steigt: "Fahr nach Hause! Kein Training für diesen Hund." Richtig wäre es und dann, zu Hause? Wie sähe das Training dann zu Hause aus?
Wir sind beim Startplatz und beim Trainer angekommen. Der grinst und sagt: "wir beginnen heute mit Wasser."
Prinz tippelt neben mir und zwei weiteren Hunden in der Reihe. Der Trainer bittet einen Teilnehmer den Hund "blind" übers Wasser zu schicken. Prinz explodiert gleich. Sein Körper schraubt sich nach vorne und wieder zurück. Zum wiederholten Male ist das Ende der Leine erreicht und nur diese hält den Hund vom Einspringen ab. Der Besitzer versucht Prinz anzusprechen, doch der ist im Nirwana des noch gar nicht mal gefallenen Dummys.
Er dreht sich zu mir und erklärt: "das ist jetzt das Wasser und die Gruppe. Das hypt ihn."
Mike Mulch sagte einmal zu mir: "don't fool yourself (Lüge dich nicht selbst an)." Ich überlege, ob dieser Satz auf den Prinz Besitzer zutrifft, oder ob er wirklich glaubt, was er sagt.
Ich sage: "na ja, eigentlich ist der Hund doch schon seitdem er aus dem Auto gestiegen ist in dieser Streß Situation."
Ja klar, sagt der Besitzer, er hat das Wasser gerochen.
Okay, das ist die erweiterte Form von "don't fool yourself!" Das fällt unter schön-reden.
Nun ist Prinz an der Reihe. Der Kurzführer ist an seinem Limit angekommen, ich höre das Kommando und dann einen Schrei. Beim Start hat Prinz geschrieen, ein Schrei der Begeisterung oder der Befreiung? Ich weiß es nicht.
Eingesprungen oder gerufen? Jiffy vom Keien Fenn
Wäre es mein Hund, würde ich das Training hier abbrechen und mir Hilfe holen. Der Hund fällt unter Junkie - nicht unter Apportieren-lernen. Er wird in diesem Zustand weder lernen noch in der Lage sein zu begreifen, was das Ziel ist. Im Gegenteil. Der Hund wird denken, dass er sich noch mehr anstrengen muss, noch mehr hyper sein muss, um an ein Dummy zu kommen - denn die Rechnung geht auf. Es gibt keine Sekunde der Entspannung, nur Druck, Streß und hyper-sein.
Warum Hundebesitzer mit Hunden, die in diesem Zustand sind, trotztdem weiter trainieren und nicht erst zu Hause in Einzeltrainings für Ruhe und Entspannung sorgen, oder pberhaupt erst einmal herausfinden warum ein Hund hyper ist - weiß ich nicht. Wahrscheinlich glauben sie, dass der Zustand sich nur durch Training bessert.
Die Wahrheit ist, der Hund kommt von alleine aus diesem Verhalten nicht mehr heraus. Er braucht Hilfe. Ruhe, einen klaren Aufbau und richtiges Timing für Bestätigung können unter anderem helfen.
Kann ein Hund unter diesen Umständen lernen? Definitiv nicht das, was man ihm lernen will.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass der Mensch am besten in einer entspannten und fröhlichen Stimmung lernt. Dem Hund geht es nicht anders.
Nervosität ist Stress. Natürlich kann eine kleine Aufgeregtheit das Lernverhalten anspornen. Diese Art Nervosität legt sich bei uns Menschen meist nach der ersten Aufgabe, nach der ersten Frage oder sobald wir uns vorgestellt haben.
Hunde, die zittern, zittern nach der Vorstellungsrunde meist immer noch und noch viel schlimmer. Die selbst bestätigende Handlung sagt dem Hund "ich kann so überleben" und er wird dieses Verhalten von alleine nicht mehr abstellen können. Bob braucht Hilfe. Prinz auch.
Bei ganz massiven Fällen kann man nach einiger Zeit beobachten, dass der Hund vom sitz sich in das sogenannte neuronale Platz ablegt. Dann ist der Zustand erreicht, der durch die Überbeanspruchung des Gehirns keine andere Tätigkeit mehr zulässt und der Hund, um den Zustand auszuhalten, sich ablegt. Game over. Neuronales Platz muss nicht immer durch Zittern erfolgen, sondern kann auch einhergehen, wenn der Hund aus einer bestimmten Situation keinen Ausweg mehr weiß.
Wer jetzt denkt, dass Platz ein Ausweg aus Nervosität sein könnte, der irrt oder anders, der muss nicht richtig liegen.
Wir wollen dass der Hund apportieren lernt, dabei aber nicht unter Stress gerät.
Wie sieht der beste Zustand aus und wie erschafft man diesen? (Hierzu empfehlenswert ist der Artikel: Die drei häufigsten Fehler im Dummytraining)
- Der junge Hund wird langsam an die Sache apportieren lernen herangeführt. Man arbeitet nach der "What you see, is what you get" Methode - was soviel heißt wie: wenn dir gefällt, was du siehst, bist du auf einem guten Weg - aber don't fool yourself! das heißt ein Auge zudrücken hilft nicht - wenn Fehler passiere darfst du die entspannt korrigieren.
Größtes Gefahrenpotenzal dieser Methode ist: man selbst erkennt nicht, ob ein Hund hyper wird und überreagiert oder erst, wenn es schon zu spät ist. - Beim Apportieren steady sein, kann bereits Druck sein (kein Hund würde das von alleine leisten) das heißt, hier arbeiten und trainiert man bereits mit einem Stressfaktor zusammen - macht der Hund nun einen Fehler (zum Beispiel: er springt ein) sollten wir als Hundeführer uns klar über die möglichen Konsequenzen sein. Die meisten Hundebesitzer sind hilflos, sobald Fehler passieren. Die Frage, wie reagiert man richtig und angemessen? wird nicht beantwortet. Und vor allem, darf man überhaupt noch strafen?
Größtes Gefahrenpotenzal: Nicht wissen wie man mit Fehler und Problemen umgeht und falsch reagieren.
Nehmen wir an Bob war ein talentierter Junghund. Nehmen wir weiter an, wie das mit talentierten Junghunden gerne gemacht wird - man ist im Apportier- Training mit den Einheiten zu schnell vorwärts marschiert. Bob dachte man, hat verstanden worum es geht. Bob hat aber nicht verstanden, sondern einfach nur ausgeführt ohne "den eigentlichen Inhalt" zu verstehen. Jetzt ist Bob älter, die Hormone sprudeln durch seinen Körper und plötzlich, wie aus dem Nichts klappt es nicht mehr mit Bob. Das Bob vorher schon sehr gehypt war, hat Gabi als Motivation ausgelegt. (Vielleicht hat sie es nicht gesehen, es war ihr nicht aufgefallen oder vielleicht hatte sie auch keine Lösung für die Situation)
Wer übermotiviert ist, muss mehr Pause machen und kleinschrittiger vorgehen, um entspannt zu bleiben. Der Grad ist oft sehr eng
Wir gehen weiter davon aus, dass Bob gesundheitlich untersucht wurde und fit ist. Eine Schilddrüsenunterfunktion ist mittlerweile eine häufige Ursache dafür, warum Hunde sich nicht konzentrieren können, stark hecheln und viele Übungen immer wieder vergessen. Das soll keine Ausrede sein, sondern ein guter Hinweis, sollte es im Training nicht vorwärtsgehen....
Sollte Gabi einfach weiter trainieren, nach dem Motto: das legt sich wieder, muss ich dich enttäuschen. Nichts wird sich legen, im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Bob wird immer mehr zittern und sich immer mehr in diesen Zustand hineinsteigern. Bob muss an dieser Stelle etwas nachholen, das andere bis dahin gelernt haben: Ruhe und das Aushalten dessen, was er nicht aushalten kann (Impulskontrolle hat Bob, er springt nicht ein, aber aushalten kann er den Moment nur unter körperlichen Nebenerscheinungen, wie zittern, aufgeregtsein und starkes Hecheln)
Trainiert man mit Bob einfach weiter wird er "platzen" und irgendwann doch einspringen oder er wird winseln und anfangen mit den Vorderläufen wie ein Pferd zu tippeln oder er wird sich der Situation entziehen. Keine der drei Lösungen ist für den Hund eine gute, denn alle werden zu mehr Druck führen, da sie als Fehler gewertet werden und somit nicht gestattet sind.
Am Ende droht Bob das Aus in diesem Sport. Wie schade, wo doch alles so erfolgversprechend begonnen hatte.
Aber wir wollen Bob nicht aufgeben. Welche Möglichkeiten gibt es einen Hund, der mittlerweile hyper aufs Apportieren geworden ist wieder zurück zu einem normalen Verhalten zu bringen?
Eines vorweg: noch mehr Druck (Leinenruck, Abbruchkommando, schimpfen etc.) auszuüben wird nicht den gewünschten Erfolg bringen, denn unter Druck ist Bob ja bereits. Auf Druck wird er mit noch mehr Druck reagieren.
Gesucht wird eine Maßnahme, die Bob stabilisiert und ihn wieder aufnahmefähig macht. Hier eine Liste sehr begehrter Maßnahmen:
- Sobald der Hund zittert oder hechelt, umdrehen und weggehen
- Vom Geschehen entfernt, aber noch sichtbar ablegen
- Hunde neben sich ablegen und erst weitermachen, wenn er entspannt
- Hund mit Leberwursttube/ Leckerlis ablenken
- Nur noch alleine trainieren - dann mit einem Hund, dann mit zwei....
"Begehrte Maßnahmen" heißt nicht, dass diese auch zum Erfolg führen. Sie können. Sie müssen nicht. Würden wir Bob nicht gut lesen können und nicht wissen welche Maßnahme für ihn die beste ist, würde man einfach mit einer anfangen. Sehen wir uns die möglichen Reaktionen von Bob näher an, denn das wäre dann Gabis Augenmerk, wie reagiert Bob auf was?
1. Gabi geht weg, sobald der Hund beim Training zum zittern beginnt.
Wir gehen davon aus, dass Bob mit geht - das heißt, er lässt sich vom Geschehen einfach wegdrehen. Wäre das nicht der Fall hätte man mit dem Wegdrehen für den Moment das Gegenteil von beruhigen ausgelöst: Bob regt sich noch mehr auf. Generell kann das Wegdrehen (durch die Vermeidung des auslösenden Moments, Bob weiß hier wird trainiert) helfen denn:
Vorteil: Bewegung kann sich auf Bob positiv auswirken, da sich das Gehirn durch die Bewegung wieder entspannt und Cortisol im Körper abgebaut wird, was zur Beruhigung führen kann.
Nachteil: Irgendwann kommt oder muss Gabi an ihren ursprünglichen Standort wieder zurückkehren, es sei denn, sie würde mit dem erstmaligen Anzeichen von "Nervosität" das Training beenden, gehen und erst am nächsten Tag wiederkommen. Bei dieser Maßnahme stellt sich die Frage, ab wann Bob "begreift" dass es um ihn und seine Nervosität geht? Ab wann setzt lernen ein? Ich habe die These, dass es Sinn macht bei einem Fehler einen radikalen Abbruch durchzuziehen - beim nächsten Mal jedoch sollte man dieselbe Situation relativ zeitnah wiederholen, damit der Hund eine neue Handlung lernen kann. Wichtiger Satz hier: es wird eine neue Handlung gesucht. In Bobs Fall könnte diese Handlung sein, sich abzulegen (ins Platz zu gehen) bevor das System explodiert - Bob bekommt damit das Zeichen "Du bist gar nicht dran".
2. Vom Geschehen entfernt, aber noch sichtbar ablegen
Das fällt unter Lernen durch Habituation "Lernen durch Gewöhnung". Hier überlässt man den Hund sich selbst und der Situation, die voll auf ihn wirken soll. Irgendwann ist das Gehirn mit der Meldung "Aufregen" überreizt und gibt bestenfalls auf. Mehr Aufregung würde nicht mehr gehen (natürlich kann der Hund auch unmittelbar vor einem Kollaps stehen). Früher wurde diese Maßnahme gerne bei Jagdhunden, die Schussangst hatten eingesetzt. Man ist mit dem Hund an der Leine, schießenderweise im Kreis gegangen. Im Kreis, damit keine neuen Umwelteinflüsse das Projekt gefährden und gehend, damit Stress abgebaut werden kann. Tatsächlich wurden so Erfolge erzielt und der Wunsch einen Schuss-Angst-Freien Hund zu erhalten, stand über der Methode.
3. Hund neben sich ablegen und erst weitermachen, wenn er entspannt ist
Diese ist die humanere Übung zu 2. Hier kann man den Hund noch sozial stabilisieren, ansprechen und bei ihm sein. Ob am Ende der Erfolg steht, bleibt abzuwarten. Aus dieser Übung heraus kann man jedoch schön in die Platz (neue Handlung) Übung übergehen.
4. Hund mit Leberwursttube oder Leckerlis ablenken/belohnen
Sollte der Hund in diesem Zustand oder beim Training noch an Leberwurst interssiert sein, kann es - geschickt und vorallem wissend was man tut - angewandt zum Erfolg führen. Man belohnt entspannt sein (man glaubt man würde es belohnen, doch man kann die Abwesenheit eines Fehlers nicht belohnen) eher zutreffend ist: man lenkt die Aufmerksamkeit des Hundes auf sich, bevor dieser in den unerwünschten Zustand gerät. Hier braucht es viel Wissen und die Fähigkeit seinen Hund lesen zu können.
5. Nur noch alleine trainieren - dann mit einem Hund, dann mit zwei ...
Es ist sehr hilfreich als erstes herauszufinden, ob der Hund beim Training alleine wirklich entspannt bleibt. Das hieße, dass andere Hunde der Auslöser für Aufregung sind. Das ist ein guter Hinweis, auf den man aufbauen kann, um das Verhalten abzustellen und den Hund zu entspannen. Sollte das der Fall sein, würde alleine trainieren (meint weiter trainieren wie immer) für das Aufgeregtsein in der Gruppe nicht helfen. Alleine trainieren hieße, hier muss als erstes etwas verändert werden damit der Hund, sobald man einen weiteren Hund neben ihn stellt, dieser trotzdem noch entspannt bleiben kann.
Eine Überlegung ist es also gerade beim single Training den Hund eine lange Zeit nicht mehr zu schicken, nur auszulegen, Ball werfen etc, um diese dann selbst zu holen. Man verändert so seine Erwartungshaltung als erstes im single Training bei dem der Hund bis dato alles holen durfte.
Dem Gedanken "mein Hund ist nervös beim Apportier-Training" geht voraus, dass Zuhause sämtliche Situationen, in denen der Hund hektisch wird mit verändert werden. Im privaten Bereich ist Hektik abbrechen einfacher - man hört mit dem auf, was man tut und legt den Hund in sein Körbchen (man übernimmt die Führung). Meist ist man hier selber (als Besitzer) auch nicht unter Druck, sondern hat alle Zeit der Welt dieses aufkommende Gefühl beim Hund auszusitzen und das ist gut so. Das tolle ist, man sieht die Veränderung am Verhalten zu Hause sofort. Währenddessen draußen im Freien viele verschiedene Reize auf uns und den Hund wirken und man sich fragt: hilft das? Sieht man zu Hause, in den eigenen 4 Wänden sofort ein Ergebnis. Deshalb mag ich den Gedanken reizauslösende Gegenstände (Ball, Dummy, Dummyweste, Leine) als erstes zu Hause in ein neues Licht zu rücken und dann mit diesem Erfolg nach draußen zu gehen.
Jedoch bevor Gabi sich Ihrer To-Do Liste mit Bob stellt, sollte sie sich als erstes folgende Fragen beantworten:
- Zittert Bob immer gleich egal, was sie macht oder passiert das nur beim Apportieren lernen?
- Zittert Bob auch, wenn er alleine trainiert wird, oder ist er dann entspannter?
- Gibt es ein Training, bei dem Bob nie zittert und ganz entspannt bleibt?
- Wie ist Bob, wenn es zum spazieren gehen geht?
- Wie steigt Bob aus dem Auto?
- Ist Bob vom Typ her schon eher "hot"?
Diese Antworten werden Gabi helfen Bob besser kennenzulernen. Es wird Situationen geben, in denen Bob gelassen bleiben kann, das ist gut zu wissen. Darauf kann man dann bei der Lösungssuche zurückgreifen und aufbauen. Egal welche Lösung wir heute anfangen, sie wird mit Bobs Reaktion mitwachsen.
Das heißt, wenn wir heute Bob eine Wursttube vor die Nase halten, weil er (um sich zu beruhigen, oder weil wir ihn ablenken wollten) schlecken darf, dann kann es morgen sein, dass er nur noch daran riechen darf. Unsere Lösung wird mit Bobs Umsetzung und Reaktion mitwachsen, bzw. sich mitverändern. Es wird nicht so sein, dass Gabi in einem Jahr immer noch Wursttuben mitschleppt. Dann hätte die Lösung (in meinen Augen) nicht gegriffen.
Ich erinnere mich an einen Junghund der gaga auf Tennisbälle war, den Besitzern habe ich empfohlen (oder sehr dringend ans Herz gelegt) keine Tennisbälle mehr zu werfen. Manchmal ist es einfacher den Hype für eine Zeit wegzunehmen und dann das Thema neu aufzubauen. Als ich die Besitzer nach einem Jahr wiedertraf (sie waren weggezogen) haben ich sie nach dem Tennisball Syndrom gefragt. Sie blickten mich beide fragend an, denn sie hatten nie wieder damit angefangen. Das meine ich, sie haben es einfach kontrolliert, in dem es keinen Ball mehr gab, gar keinen. Ich bin sehr dafür nach einer Zeit Neues zu lernen aber das ist ein anderes Thema.
Wesens-hyper, Objektbezogen oder gar beides?
In den letzten Jahren habe ich viele Hunde erlebt, die über die Maßen hyper, aufgeregt und am Ende nicht mehr trainierbar waren. Ein paar Dinge der Gemeinsamkeit sind mir dabei aufgefallen:
- mit den Hunden wurde sehr früh mit der Dummyarbeit begonnen
- Alle Hunde haben die Arbeit angeboten
- Sie hatten eine Menge Power
- Die Junghundepahse wurde mit Training ausgefüllt, spielen und körperliche Begegnungen fielen weg.
- Einige Hunde hatten denselben Farbschlag (sehr dunkles blond)
- Die Besitzer hatten keine Kontrolle über die Emotionen der Hunde (der Hund bricht aus), sondern nur über die statischen Elemente
- Die Besitzer konnten den Gefühlstzustand der Hunde nicht verändern oder für ihre Zwecke "manipulieren"
Wesenshyper meint: Es gibt Hunde, die von sich aus bereits aufgeregter sind als andere Hunde, sie sind schneller auf 180 oder alles was sie in Wallung bringt, bringt auch automatisch einen sichtbaren körperlichen Ansatz mit (zittern, hecheln..) Dann gibt es Objektbezogen hyper der klassissche Junkie: man zieht einen Ball aus der Tasche und die Augen des Hundes knallen durch, das Gehirn setzt aus und der Hund ist kaum noch ansprechbar. Die härteste Nummer ist die aus beiden. Wesenshyper trifft objektbezogen, dann knallt das System unaufhaltsam bei der kleinsten Aktion mehrfach durch.
Es ist also unerlässlich als erstes herauszufinden, was der Hund für ein Typ ist und wo man dann dementsprechen mit der Veränderung im Ablaufplan ansetzen kann.
Zu der Veränderung von Gewohnheiten habe ich zwei Gedanken:
1. Veränderung geht (zumindest im ersten Schritt) schnell.
Das heißt, wir alle sind in der Lage schnell Neues zu lernen und:
2. You go first.
Leitet man die Veränderung nicht selbst ein und beginnt sie, dann wird es keine Veränderung geben. Diese Erkenntnis ist bei der Ausbildung mit Hunden noch wichtiger als bei der Arbeit mit Menschen. Wenn du als Besitzer|in nicht die Schritte einleitest, die zur positiven Veränderung beim Hund führen sollen (und er wird dir folgen) dann wird es keiner tun. Stellt sich die Frage: Was muss oder kann man tun?
Was mache ich?
Vorausgesetzt man hat herausgefunden, worin die Ursachen für den hyperen-Zustand des Hundes herrühren, hat man folgende Möglichkeiten ein neues Verhalten zu aktivieren durch:
- Ernährung
- Umgang miteinander
- Ablaufveränderung
- Erlernen neuer Handlungen
- Ruhephasen einhalten
- Bindung und Vertrauen hochfahren
- Problem anerkennen | annehemen
Eine meiner liebsten Variante Nervostität bei Hunden in den Griff zu bekommen, ist die Arbeit mit einem Objekt ihrer Begierde. Meistens ist das ein Ball. Ich lerne dem Hund Zuhause ein neues "Freizeichen" oder ein neues Kommando in Bezug auf diesen Ball (wer den Klicker kennt, dann wäre es klick, ich benutze also ein Markerwort) da ich keinen Klicker habe, sage ich "Pause". Am allerbesten ist ein Wort, das sonst nicht zum Einsatz kommt. Ich zeige dem Hund einen Ball, den er echt gerne mag. Er darf ihn jedoch erst auf "Pause" nehmen. Der Ball liegt z.B. in meinem Wohnzimmer und mein Hund darf ihn sich sofort schnappen, wenn ich "Pause" sage. Ich lege den Ball dem bei fuss-sitzenden Hund daneben und sage bei-fuss (wir gehen in meinem Wohnzimmer eine Runde bei-fuss) wenn ich "Pause" sage (noch während des Fussgehens, also nur wenn er es ordentlich macht) darf er sich den Ball schnappen. Das Pause-Wort ist die Belohnung, der Hund darf sich den Ball schnappen.
Voraussetzung:
- Der Hund mag den Ball
- er kommt mit dem Ball immer sofort zu einem zurück. Das heißt nicht, dass man den Ball sofort an sich nimmt, aber der Hund sollte nicht mit dem Ball in der Gegend herum rennen und man muss dann schauen, wie man den Hund samt Ball wieder einfängt.
- er ist nicht objektbezogen hyper
Das folgende Video zeigt einige Möglichkeiten, wie man den Ball als Belohnung bei verschieden Übungen einsetzen kann. Der Hund im Video hat das Wort "break" als Freizeichen für den Ball bereits gelernt und begriffen. Diese Ball-Variante würde ich bei einem Hund, der nervös und unruhig beim Apportieren ist einsetzen, damit ich seine Aufmerksamkeit auf mich umlenken und ihn für richtiges Verhalten zeitnah belohnen kann.
Den Hund, den du im Video siehst ist Boss. Boss ist ein überaus schneller und aktiver Hund, der mit Streß schlecht umgehen kann - und es ist egal welche Art von Streß. Dieser löst bei ihm Unkonzentriertheit und Aufmerksamkeitsverlust aus, die dann zu Übersprungshandlungen führen. Sich auf eine einzige Sache zu konzentrieren fiel Boss lange Zeit schwer, er musste immer die ganze Welt mit beobachten. Der Ball hat ihm geholfen das drum-herum ertragen zu lernen und sich zu fokussieren. Er ist ausgeglichener und entspannter geworden. Gleichzeitig haben wir viel mit ihm gespielt um seine Emotionen kontrollieren zu können.
In diesem Video siehst du wie der erste Schritt aussehen könnte oder anders was der Hund lernt zu können, damit man in der Dummyarbeit oder beim Apportieren wieder mehr Ruhe reinbringt. Boss hat in dem Video einen Gurt mit Video-Halterung umgeschnallt (wir wollten ihn schon mal an die Gurte gewöhnen)
Wir bleiben in Kontakt!
Es grüßt dich Claudia von Keinkoeter

hey, ich bin Claudia von KeinKöter. Ich schreibe Blogartikel, Podcaste und bin auf YouTube, um dir den Start in die Dummyarbeit leichter zu machen.
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