Was ist mit K.I.S.S im Dummytraining gemeint
K.I.S.S geistert gerade in der Apportier-Welt durch die Trainings. Diese Abkürzung steht nicht dafür dein Gegenüber oder gar den Trainer mit Küssen zu überwältigen, sondern für "Keep it simple and short". Was natürlich auch ein guter Kuss sein könnte... aber lass uns einen Blick auf diese Art des Trainierens werfen, damit du Bescheid weißt, wenn es dann einmal so weit ist.
Generell mag ich Abkürzungen, die etwas erklären. Sie bieten den Vorteil, dass die meisten Menschen sich irgendetwas merken. Andererseits besteht die Gefahr, dass man sie falsch versteht, sich falsch merkt oder sie zu sehr im eigenen Sinn ausgelegt werden. Von K.I.S.S habe ich bereits das erste Mal vor über 13 Jahren gehört - als ich mit einem belgischen Trainer auf der Wiese stand und er die Aufgaben bezüglich der Dummyarbeit in kleinste Einheiten zerlegte.
Keep it simple and short
Es war ein Tagesseminar. Das heißt, unsere jungen Hunde waren Vormittags und Nachmittags mehrere Stunden im Trainingseinsatz. Nicht die ganze Zeit, klar - es gibt immer Pausen zum Beispiel, wenn ein anderer Hund dran ist - aber so prinzipiell waren unsere jungen Hunde die gesamte Zeit draußen.
Und damit fängt "Keep it simple and short" schon an.
Keep it short
In Fachkreisen ist man sich einig, dass vor allem junge Hunde fast bis zu 18 Stunden mit schlafen und dösen verbringen, 5 - 6 Stunden mit sozialem Austausch und nur 1-2 Stunden mit Konzentration und Training. Da fragt man sich, was ein 6 oder 12 Monate alter Hund in einem Tagesseminar verloren hat.
Nun, ein Ganztagstraining mit einem jungen Hund - das ist ziemlich deutsch. Deshalb hatte Deutschland (lange Zeit) auch die größte Anzahl an Hunden, die unruhig tippelten - nicht steady waren und während des Trainings weinten.
Um es gleich vorweg zu nehmen - einen jungen Hund zu überfordern, kann absolut zu unruhigem und nicht erwünschten Verhalten beim Dummytraining führen, muss aber nicht zwingend. Das gehört auch in das Portfolio der Individualität eines Hundes - bei einem geht das voll in die Hose, beim anderen nicht. Nur weiß man leider oft erst hinterher zu welcher Gattung der eigene Hund gehört und das ist schlecht.
Also empfiehlt es sich die Regel "keep it short" - egal wie man denkt, dass der eigene Hund drauf ist, anzuwenden.
Was heißt das nun wieder? Gibt es einen Stunden-Kalender für Junghunde? Nein, es gibt jede Menge Empfehlungen dazu, die reichen von "fang mit dem Training erst mit einem Jahr an" und gehen über in "jeden Tag ein bisschen was". Es gab sogar eine Zeit in der viele tatsächlich das erste Jahr nix - ich betone "nichts" mit dem Hund gemacht haben - und sich dann wunderten, dass der junge, einjährige Hund mit Beginn des Trainings überfordert war. Quietschen, Einspringen, und hektisches an der Leine zerren gehörten zu den Standards im Training.
Stellt sich die Frage: Was gehört alles zum Training? Diese Frage beantworte ich gerne ausführlich in dem Blogartikel: Warum zu frühes Hunde-Training nicht gut ist
Keep it simple
Keep it short ist also geklärt: mach es kurz - so kurz oder lang wie du und/oder dein Hund bereits trainiert seid. Dann folgt der Schritt: Keep it simple. Mach es einfach. Dieser Satz läßt viele ausatmen - denn etwas einfach zu gestalten, klingt leicht. Die Frage: Wann ist eine Markierung einfach? Und darf es überhaupt eine Markierung sein? Dieses "keep it simple" setzt ein enormes Wissen vom Hundeführer oder vom Trainer voraus - a) musst du wissen wie du dein Training generell langfristig aufbaust und b) was du heute traininerst. Die nächste Frage ist dann: was ist "simple" für deinen Hund? Ist simple für einen 6 Monate alten Hund gleich simple, wie für einen 18 Monate alten Hund?
"Keep it simple" braucht Wissen
Wer hat das Wissen? Wann hat man das Wissen? Und hat jeder Trainer das Wissen, das es hierfür braucht?
Jeder kann sich Trainer nennen - Meine Prüfwerte, ob jemand dieses Wissen besitzen könnten, sind:
- führt er/sie einen Hund in derselben Sparte?
- ist er/sie dort auch einmal erfolgreich gewesen?
- wie geht sie/er mit seinem Hund um?
- wie lange macht sie/er das schon?
Meine Erklärung dazu:
1. Nur wer schon einmal einen Mock Trial, einen Workingtest in Open geführt hat weiß, wie die Aufgaben sind und was der Hund leisten muss. Eine Hundeschule ohne WT Erfahrung kann sicherlich nette Apportierarbeit vermitteln - aber ohne "Wettkampfqualitäten".
2. Idealerweise hat er schon einmal einen MT oder einen WT gewonnen oder ist stabil unter den ersten 10 Startern. Ich mag keine Eintagsfliegen (als Trainer)
3. Gesucht wird eine Persönlichkeit im Umgang mit dem Hund - kein Hooligan und auch kein Homöopath (im übertragenem Sinne)
4. Ich mag es, wenn jemand sich längere Zeit mit einer Sache befasst - eine Saison wäre mir zu wenig
Ein Beispiel: ich kenne einen Trainer, der hat viele Hunde, ist auch oftmals in der Open gestartet und fast nie durchgekommen - dieses Wissen reicht mir nicht aus.
Wann hat man das Wissen? Wenn man sich für das ganze Drumherum interessiert. Das heißt mein Prüfwert hierfür:
- Wie ist er oder sie persönlich drauf - welche Aussagen macht er oder sie?
Hier ist das beste Beispiel ein Gespräch mit zwei "Trainer-Kollegen" von beiden kam eine ähnliche Aussage: "was interessiert mich der Hund -hauptsache er hat ein Gebiss und kann ein Dummy tragen." Diese Aussagen reichen um beide Kollegen als Trainer durch-zu-xen.
Bei beiden glaube ich, dass K.I.S.S weder verstanden wird, weitergegeben werden kann, noch gut ankommt.
Keep it simple bedeutet, baue deine Aufgaben so auf, dass dein Hund sie versteht, dass er keine Fehler macht, nicht in den Zweifel gerät. Je weniger dein Hund über deine Aufgaben nachgrübeln muss, desto besser. Diese Philosophie möchte - anderes als andere Trainingsarten - keinen "schlauen" sondern einen "befolgenden" Hund.
Was ist ein schlauer Hund?
Ein "schlauer" Hund entsteht, wenn du immer und immer wieder die gleichen einfachen Aufgaben machst. Dann passiert es das dein Hund deine Aufgabenstellung und den Aufgabenaufbau durchschaut. Wenn er bereits nach der 3 Wiederholung verstanden hat, was du - wann - wie - was machst - und nun beginnt er kreativ zu werden. Und das ist was K.I.S.S nicht möchte: kreative Hunde - denn kreative Hunde bedeutet: Fehler. Und Fehler machen hat meist Schreien zur Folge - und das hat dann wiederum Zweifeln zur Folge - und schon bist du in einem Teufelskreis im Training, wo du nicht hinkommen möchtest. Spätestens jetzt fragt man sich: Wo war der Fehler im Aufbau? Ich nenne diese Art des einfachen Trainings auch statisches Training. Gerne kannst du meinen Blogartikel hierzu lesen: Warum einfaches Training deinen Hund schlechter macht.
Der Fehler: You keep it to langwelig
Und das ist tatsächlich neben der Überforderung der meist gemachte Fehler im Training. Langeweile. Moment höre ich da die Trainerstimmen rufen - Langeweile ist wichtig, das muss der Hund aushalten! Der Retriever arbeitet schließlich nach dem Schuss. Der muss warten können.
Tja. Tatsächlich hat Langeweile im Trainingsaufbau nichts zu tun mit Langeweile zwischen den Aufgaben. Chaka. Das eine Verhalten führt zu Fehlern im Training und das andere zu Gelassenheit in der Arbeit. Bingo. Mehrfach die gleiche Aufgabe, den gleichen Aufgabenstil - womöglich noch im selben Gelände zu trainieren, führt zu Langeweile innerhalb der Aufgabe. Und das ist nicht K.I.S.S
K.I.S.S ist die intelligente Art eines Trainingsaufbaus, die zum Erfolg führt
Was KISS auch nicht ist. KISS ist keine Trainingsphilosophie in der Aufgaben trainiert werden - diese Art des Trainings hat sich immer mehr in Deutschland eingebürgert und hat mit Training im Sinne von Aufbau und lernen wenig zu tun. Was der Unterschied zwischen einem guten Trainingsaufbau und Aufgabentraining ist, erkläre ich in einem anderen Blogartikel.
Eine schöne Zeit wünscht dir Claudia von keinköter.de

hey, ich bin Claudia von KeinKöter. Ich schreibe Blogartikel, Podcaste und bin auf YouTube, um dir den Start in die Dummyarbeit leichter zu machen.
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